LIAN LI EX-10Q

Externe Festplatten im 2,5" Format gibt es in allen Formen und Farben. Ein großer Preisvergleich im Internet kennt davon über 1.000 Artikel. Fast alle davon setzen auf den weit verbreiteten USB2.0 Standard, welcher das Kopieren großer Datenmengen vom oder zum externen Laufwerk zu einem Geduldsspiel macht.
Seit Ende 2008 ist der neue Standard USB3.0 ("Super-Speed") verabschiedet, der eine bis zu zehnmal höhere Übertragungsgeschwindigkeit ermöglichen soll. In der Praxis bedeutet dies, dass man einen Gigabyte an Daten in nicht ganz zwei Sekunden übertragen könnte, während man bei USB2.0 mindestens 16 Sekunden warten müsste. Voraussetzung sind allerdings Datenträger die ein Gigabyte Daten ebenfalls so schnell verarbeiten können.

In diesem Review geht es um ein externes Gehäuse von LIAN LI für 2,5" Festplatten, welches seit Juni 2010 auf dem Markt verfügbar ist. Anschlussseitig werden die für Festplatten üblichen SATA-I und SATA-II Schnittstellen sowie der neue USB3.0 Standard unterstützt. Das externe Gehäuse ist vollständig aus gebürstetem Aluminium gefertigt und es steht dabei in den Farben schwarz, rot, silber und blau für einen Preis ab ca. 27€ zur Verfügung.

 

Hintergrund: USB3.0

 

Obwohl die USB3.0 Schnittstelle abwärtskompatibel zu USB2.0 ist, gibt es derzeit nur etwas über 40 USB3.0 fähige externe Festplatten im 2,5“ Format, was etwas mehr als 4% des Marktes entspricht (Stand September 2010). Welches Fabrikat im Gehäuse steckt und ob das verwendete Modell schnell und leise ist, weiß man meistens nicht. Wer nicht die Katze im Sack kaufen möchte, kann sich Gehäuse und Festplatte getrennt voneinander kaufen, muss dafür aber auf ein Softwarepaket verzichten und in der Regel etwas mehr bezahlen.

Unerlässlich für den Betrieb: Der Controller

Der langsame Fortschritt von USB3.0 liegt darin begründet, dass man zunächst den nötigen Anschluss am Computer besitzen muss, um von den Vorteilen profitieren zu können. NEC bietet derzeit leider als einziger Hersteller einen Chipsatz an, der maximal zwei USB3.0 Anschlüsse zur Verfügung stellt. Die Konkurrenz von VIA, die vier Anschlüsse bietet, lässt noch auf sich warten und Chipsätze mit USB3.0 Unterstützung fürs Mainboard werden frühestens zum Ende 2010 erwartet. Das Ausstatten der Mainboards mit einem Zusatzchip macht die Produkte teurer und es gibt sicherlich den einen oder anderen potenziellen Käufer der sagt, dass er USB3.0 (noch) nicht braucht. Wer sich kein neues Mainboard kaufen möchte, ist auf eine Zusatzkarte angewiesen die mindestens 16€ kostet und unter Umständen nicht die volle Leistung bringen kann. Diese Zusatzkarten werden in einen PCI Express x1 Steckplatz verbaut, der maximal 250MB/s bei Verwendung von PCI Express 1.0, 500 MB/s in der Version 2.0 übertragen kann. Ein einzelner USB3.0 Port kann aber bis zu 5Gbit/s übertragen, bei zwei Ports müssten der Karte also 10GBit/s oder 1280MB/s (640 MB/s pro Port) an Bandbreite zur Verfügung gestellt werden. Die PCI-Express Lanes sind aber in der Regel knapp, keine Festplatte kommt heute über 150MB/s Datenrate, weshalb ein x1 Anschluss für die meisten Fälle ausreichen wird.

Was bringt der neue Standard?

USB3.0 hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber USB2.0 was sich gerade bei externen Gehäusen für 2,5" Festplatten bemerkbar macht:
Zum einen wurde USB2.0 sehr schnell zum Flaschenhals was die Übertragung großer Datenmengen anging, denn die 2,5" Festplatten bieten dank 4KB Sektoren und Perpendicular Recording immer mehr Speicherplatz. USB3.0 setzt da an und verzehnfacht die mögliche Datenübertragunsrate.
Zum Anderen ist ein weiterer Vorteil der USB3.0 Spezifikation die höhere Anschlussleistung. Während USB2.0 maximal 500mA bei 5V erlaubt, kann über einen Anschluss maximal eine Leistung von 2,5 Watt abgegriffen werden. Viele schnelle Festplatten im 2,5" Format können damit nicht ausreichend versorgt werden, was meistens dazu führt, dass man zur eigentlich portablen Festplatte noch ein zusätzliches Netzteil oder USB-Kabel haben muss. Dann benötigt man entweder eine freie Steckdose in Reichweite oder einen weiteren USB-Anschluss. Gerade bei Notebooks sind diese aber meistens spärlich vorzufinden.
Bei USB3.0 wurde die Signalspannung von 5V zwar nicht angetastet, allerdings dürfen angeschlossene Geräte nun bis zu 900mA Strom verbrauchen, was einer Leistung von bis zu 4,5 Watt entspricht. Damit lassen sich alle Festplatten im 2,5" Format betreiben, für 3,5" Festplatten reicht es in den allermeisten Fällen nicht ganz aus.

Gibt es Alternativen?

E-SATA wäre eine weitere schnelle Schnittstelle, die man für externe Festplatten nutzen könnte, gerade aber die sinnvollere E-SATAp Schnittstelle, die auch eine Stromversorgung für Geräte liefert, hat sich bei Mainboardherstellern und Anbietern für externe Festplatten nicht durchsetzen können. Dabei kann man sogar auf eine extern per E-SATA angeschlossene Festplatte Windows ohne Probleme installieren. Um aber den Vorteil der Hot-Plug-Fähigkeit nutzen zu können, muss mindestens SATA der zweiten Generation verwendet werden und im BIOS der Controller im AHCI Modus eingestellt sein, was unter Umständen eine extra Treiberinstallation während der Installationsroutine (seit Windows Vista auch per USB-Stick) nötig macht.

 

Technische Daten

 

Brückenchip	VL700
Zusätzlicher Stromadapter	nicht notwendig
Material	Aluminium
Interne Schnittstelle	SATA-II (abwärtskompatibel zu SATA-I)
Externe Schnittstelle	USB3.0
Betriebs-LED	Blaue LED für Versorgung und Lesen/Schreiben
Transferraten	Super-Speed USB 5Gb/s (max) High-Speed USB 480Mb/s (max)
Unterstützte Betriebssysteme	Microsoft Windows 7 / Vista / XP / 2003 / 2000 / ME / Mac OS 10.X / verschiedene Linux Kernel USB2.0
Maße	Länge:     130mm Breite:       75mm Höhe:        12mm
Gewicht	ca. 60gramm

 
Verpackung

 

Die Verpackung verspricht weder zu viel noch zu wenig: im Inneren findet man das Gehäuse, gefertigt aus Aluminium in gewohnter LIAN LI Qualität, ein blaues USB3.0 Kabel und ein paar Schrauben um eine Festplatte einzubauen. Eine Hülle oder Tasche, die das Gehäuse  beim Transport vor unschönen Kratzern schützen könnte, findet man nicht.  Als Transportschutz dient nur die zugeklebte Plastiktüte im unversiegelten Pappkarton.
Beim Kabel handelt es sich um ein normales 1m langes USB3.0 Kabel, welches im Internet für ca. 5€ zu haben ist. Dadurch, dass USB3.0 mehr Signalleitungen als USB2.0 hat, ist es wie alle anderen USB3.0 Kabel etwas unflexibler. Hier wird in der Verpackung einheitlich die blaue Variante vorzufinden sein; für das schwarze Gehäuse wäre das gleiche Kabel im gleichen Farbton perfekt gewesen.

 

Äußere Details

Das Gehäuse allein wiegt fast gar nichts, solange keine Festplatte eingebaut ist, was dem Material Aluminium zu verdanken ist. Alle Kanten sind selbstverständlich entgratet, die Ecken des Deckels wurden abgerundet. Vier Senkkopfschrauben am rechten und linken Rand halten Ober- und Unterseite zusammen. Auf der Oberseite ist der LIAN LI Schriftzug sowie ein Hinweis auf USB3.0 zu finden. Der Schriftzug scheint gedruckt zu sein, da er minimal erhaben ist, einfach abkratzen lässt er sich aber nicht. Deutlicher herausstehend ist die Betriebs-LED. Diese leuchtet und blinkt blau, sobald das Gehäuse mit dem PC verbunden wird und auf der Festplatte Daten gelesen oder geschrieben wird. Die Unterseite ist nicht bedruckt und schlicht, wie man es von LIAN LI kennt.
Anschlussseitig steht nur der neue USB3.0 als Micro-Version zur Verfügung, ein zusätzlicher Stromanschluss für besonders stromhungrige Festplatten ist nicht vorhanden. Einen Schalter oder Knopf, mit dem man die Festplatte an- und abschalten könnte, hat LIAN LI auch eingespart. Dieser ist aber auch nicht notwendig.
Anders als bei den Varianten blau, rot und schwarz wird beim silbernen Modell kein silberner, sondern ein schwarzer Aufdruck und silberne Schrauben, anstelle der schwarzen verwendet.

Farbe	Bezeichnung	Preis
Schwarz	EX-10QB	ab ca. 20€
Silber	EX-10QA	ab ca. 20€
Rot	EX-10QR	ab 22€
Blau	EX-10QI	ab 22€

 

Innere Details

Im Inneren findet man eine kleine Platine, die den SATA-II Daten- und Stromanschluss, sowie den USB3.0 Micro-Anschluss und die LED bereitstellt.
Dort, wo die Festplatte mit dem Gehäuse verschraubt wird, sind Gummiwinkel eingeklebt, welche die Festplatte ein wenig vom Gehäuse entkoppeln. In der Innenseite des Deckels ist allerdings nichts davon zu finden. Ob LIAN LI dort genügend Abstand gelassen hat, oder ob die Festplatte ihre Vibrationen dort überträgt, wird im nächsten Abschnitt untersucht.
Die kleine Platine, die die Verbindung zwischen S-ATA und USB herstellt, wird von drei Schrauben gehalten, das vierte Loch in der Platine bleibt ungenutzt; ein Umdrehen der Platine ist nicht möglich. Sie beherbergt den Brückenchip auf der Unterseite und die LED auf der Oberseite. Verstreut auf der Platine sind noch weitere SMD-Bauteile zu finden, die für die einwandfreie Funktion notwendig sind.
LIAN LI gibt auf ihrer Homepage an, dass der Brückenchip VL700 verwendet wird. Diese Bezeichnung ist auf dem Chip bei diesem Exemplar nicht wieder zu finden. Der Chip stammt von "Asmedia" und läuft unter der Bezeichnung ASM 1051. Dies ist ein hochintegrierter Schaltkreis mit eingebautem Spannungswandler und einer CPU, der die Kommunikation über USB2.0 und USB3.0 sowie S-ATA 1/2/3 beschleunigt. Der Hersteller macht leider keinerlei Angaben über die Gründe, weitere Chips neben dem VL700 von VIA zu verbauen.

 

Einbau und Funktion

Die Festplatte passt perfekt in den für sie vorgesehen Platz. Kein Drücken ist notwendig, die Festplatte hat keinen Spielraum nach rechts oder links. An der Stirnseite bleibt ca. 2mm Luft zum Gehäuse. Beim Anziehen der Senkkopfschrauben für die Festplatte fiel ein leichtes Knirschen auf, welches wohl von der Platine im Gehäuse stammte. Diese wird sich ein wenig bewegt haben, was aber absolut unbedenklich ist.
Dieses Gehäuse wurde für Festplatten mit maximal 9,5mm Bauhöhe entworfen, bei 12,5mm Bauhöhe könnte man den Deckel nicht mehr verschrauben.

Die für diesen Test verwendete Festplatte wurde am Testrechner an einer normalen S-ATA-II, UBS2.0 und USB3.0 Schnittstelle mit HD-Tune getestet. Da die Geschwindigkeit maßgeblich von der Festplatte bestimmt wird, soll dieser Test nur zeigen, dass am USB3.0 Anschluss die volle Geschwindigkeit zur Verfügung steht. Obwohl der Deckel des Gehäuses auf der Festplatte aufliegt, konnte keine Übertragung von Vibrationen festgestellt werden. Das Betriebsgeräusch der Festplatte wird sogar merklich gedämpft (die Zugriffsgeräusche bleiben nahezu unverändert). Die Wärmeentwicklung der Festplatte wird dank des Aluminiums schnell und direkt an das Gehäuse weitergegeben. Überhitzen wird keine Festplatte dieser Modellreihe in diesem Gehäuse. Das Auslesen der Temperatur der Festplatte ist mit diesem Gehäuse leider nicht möglich*.

* Update (14.05.2011): Das uns vorliegende Sample besitzt einen ASM 1051 Chip mit der Revisionsnummer A0 und unterstützt kein Auslesen der SMART-Werte. Aktuell wird jedoch ein ASM 1051 Chip mit der Revisionsnummer A1 verbaut, der ein Auslesen der SMART-Werte zulässt.

Testsystem
Gehäuse	LIAN LI Q08B (schwarz)
Mainbaord	Gigabyte H55N-USB3 rev1.0, H55 Sockel 1156, MiniITX
CPU	Intel Core i3 530 (155x22 = 3410MHz) S1156, Dualcore
Ram	2x2048MB G.Skill Ripjaw DDR3-2000 MHz
Grafikkarte	AMD/ATI Radeon 4870 512MB
Netzteil	Corsair HX520W
Betriebssystem	Windows 7 Professional 64bit
USB3.0 Treiber	NEC USB3.0 Driver Version 1.0.14.0
Festplatten	Testrechner: Supertalent Ultradrive ME 128GB SSD LIAN LI EX-10Q: Samsung HM641JI, 5400 U/min, 640GB HDD

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Testergebnisse

 

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die eingebaute Festplatte vom USB2.0 Anschluss doch sehr limitiert wird. Hier wird zwar das Maximum aus der USB2.0 Schnittstelle herausgeholt, die USB3.0 Schnittstelle ist ihrer Vorgängergeneration jedoch deutlich überlegen. Es ist praktisch kein Unterschied zwischen dem SATA-II und dem USB3.0 Anschluss festzustellen. Lediglich der für die Praxis irrelevante Wert der Burstrate ist bei USB3.0 geringer als bei SATA-II. Da die Burstrate aber nur angibt, wie schnell Daten aus dem Cache der Festplatte übertragen werden können, ist dieser Wert vernachlässigbar. Abweichungen bei CPU-Belastung und Zugriffszeit sind Messschwankungen.

Fazit

 

LIAN LI ist ein Hersteller, der vornehmlich für seine erstklassige Verarbeitung von Computergehäusen aus Aluminium bekannt ist. Das hier gezeigte externe Festplattengehäuse ist da keine Ausnahme. Wie man den HD-Tune Graphen im Abschnitt Funktion und Performance entnehmen kann, gibt es keinen merklichen Unterschied, ob die Festplatte nun an SATAII oder USB3.0 angeschlossen ist. Die USB 2.0 Performance ist normal, hier limitiert die Schnittstelle die ansonsten schnelle Festplatte.

Beim Lieferumfang hätte LIAN LI großzügiger sein dürfen, denn eine einfache Stoff- oder Kunstledertasche für das Gehäuse würde die Freude am Produkt für lange Zeit erhalten. Warum die so wichtig sein kann, verdeutlicht folgendes Foto:

 

Das Gehäuse lag für den Test nur auf dem sauberen Computergehäuse oder auf dem Schreibtisch und dennoch ist die Unterseite bereits nach zwei Tagen übersät mit feinen Kratzern, die im Licht unterschiedlich stark zu sehen sind. Mit der Zeit wird der typische Look an der Unterseite matt und stumpf aussehen.
Obwohl dem ambitionierten Käufer sicherlich bewusst ist, wie man eine Festplatte mit 4 Schrauben einbaut, sollte wenigstens ein Blättchen mit Installationshinweis(en) beiliegen, nur der Vollständigkeit halber. Einen Treiber(außer für den USB3.0 Anschluss im PC) braucht man für das Gehäuse natürlich nicht.
LIAN LI ist nicht der einzige Hersteller mit USB3.0 fähigen externen Festplattengehäusen. Im Preisvergleich findet man 23 weitere Modelle, die im Grunde dieselbe Leistung bieten. Auch Aluminium wird von Revoltec sogar schon ab 15€ angeboten. Mit knapp 30€ liegt LIAN LI an der Spitze, was die Preisgestaltung angeht.

Der hohe Preis und eine fehlende Tasche verhindern eine Top-Wertung, wer aber den absolut schlichten Look und die perfekte Verarbeitung von LIAN LI zu schätzen weiß, wird dieses Gehäuse lieben. Dafür gibt es von uns den Bronze Award.