Noctua NF-F12 PWM

Erstellt am: 12.07.2012 um 12:00 Uhr von Marco Schaarschmidt.

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Beitragsseiten

Das österreichische Unternehmen Noctua ist einer der wenigen Pioniere, die durch eigene, unermüdliche Forschung den Stand der Technik im Bereich der Luftkühlung seit Veröffentlichung des ersten Produktes im Jahr 2005 fortwährend vorangetrieben haben und sich auch aktuell noch durch Neuentwicklungen bemerkbar machen. Die Schwerpunkte der Forschungsarbeiten bilden dabei die Themenbereiche der Psychoakustik, Strömungsverhalten und Antriebstechnologien, deren Ergebnisse in die Produkte des Portfolios in Form von Gehäuselüftern und CPU-Kühlern einfließen. Mit dem zuletzt vorgestellten Gehäuselüfter NF-F12 PWM vereint Noctua Altbewährtes mit neuen Entwicklungen, welche sowohl die akustische Wahrnehmung als auch die erzielte Effizienz positiv beeinflussen sollen. Neben den neuen Anti-Vibration-Pads - einem technologisch ähnlichen Ansatz wie die bereits bekannten Schwingungsabsorber der Noiseblocker Multiframe-S Lüfterserie - nutzt der Noctua NF-12 PWM das sogenannte „Focused Flow System“, eine Kombination von Optimierungen der Statorleitschaufeln, um einen höheren statischen Druck und eine verbesserte Fokussierung des Luftstroms zu erzielen. Verwendung findet ebenfalls das bereits bekannte Öldruck-Gleitlager SSO, im Falle des NF-F12 PWM jedoch erstmals in der optimierten zweiten Generation.

Was der Sprössling des österreichischen Unternehmens zu leisten vermag und mit welchen technischen Raffinessen der NF-12 PWM um die Gunst der Käufer buhlt, erfahrt Ihr in dem folgenden Testbericht auf Hardware-Factory.


Technische Daten

Um zunächst einen ersten Überblick über den Testkandidaten aus dem Hause Noctua zu erhalten, werden die technischen Eigenschaften sowie allgemeine Informationen des NF-F12 PWM in der nachstehenden Tabelle zusammengefasst.

  Noctua NF-F12 PWM
Abmessungen 120x120x25 mm
Anschluss 4-pin PWM
Lagertyp SSO2
Blattgeometrie Heptaperf™
Rahmentechnologie Focused Flow™
Umdrehungsgeschw. (+/-10%) 1500 RPM / 1200 RPM mit L.N.A.
Min. Umdrehungsgeschw. (PWM) 300 RPM
Volumenstrom 93,4 m³/h / 74,3 m³/h mit L.N.A.    
Geräuschentwicklung 22,4 dB(A) / 18,6 dB(A) mit L.N.A.
Statischer Druck 2,61 mm H2O /1,83 mm H2O mit L.N.A.
Max. Leistungsaufnahme 0,6 W
Max. Stromstärke 0,05 A
Betriebsspannung 12 V
MTBF > 150.000 h
Garantie 6 Jahre
Preis1 ab 18,00 €

1 Stand: 07/2012

Der NF-F12 PWM liegt aus leistungstechnischer Sicht eindeutig vor dem ebenfalls von uns getesteten 120 mm großen NF-S12B desselben Herstellers. Mit einer maximalen Umdrehungsgeschwindigkeit von 1500 U/min (1200 U/min unter Verwendung des Low-Noise-Adapters) erreicht der Gehäuselüfter einen Luftdurchsatz von 93,4 m³/h, bei einem maximalen Schalldruck von 22,4 dB(A). Der dabei erzeugte statische Druck von 2.61 mmH2O ist mehr als ausreichend, um den NF-F12 PWM neben seinem Dasein als Gehäuselüfter auch in Kombination mit CPU-Kühlern oder Wasserkühlungs-Radiatoren zu verwenden. Durch die maximale Stromstärke von 0,05 A errechnet sich eine Leistungsaufnahme von lediglich 0,6 W. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle die Garantiezeit des NF-F12 PWM sein, die Noctua mit sechs Jahren angibt.

Lieferumfang

Ein Produkt ohne aufwändige Gestaltung und umfangreiche Dreingaben wäre für eine Firma wie Noctua eher als untypisch zu bezeichnen. Dies beweist der Hersteller auch beim NF-F12 PWM und legt dem Produkt neben den schon zum Standard zählenden vier Montageschrauben sowie Vibration-Kompensatoren zur wahlweisen statischen oder entkoppelten Montage des Lüfters auch ein 30 cm langes Verlängerungskabel und ein PWM Y-Adapter bei. Letzterer verlängert bei einer Benutzung das Anschlusskabel des Gehäuselüfters um weitere 10 cm. Ebenfalls enthalten ist eines der typischen Adapterkabel zum Drosseln der Motorleistung. In diesem Falle handelt es sich um einen Low-Noise Adapter (L.N.A.), welcher den Gehäuselüfter auf 1200 U/min drosselt und somit die Geräuschkulisse auf 18,6 dB(a) absenkt.

Die aufklappbare Rückseite wurde, wie die Bilder zeigen, um eine Zwischenwand ergänzt, sodass bei der uns vorliegende Verpackung volle vier Seitenflächen mit Beschreibungen und Hintergrundinformationen der beim NF-F12 PWM eingesetzten Technologien, Abbildungen der Mess- und Verlaufsgrafiken, ergänzt von technischen Zeichnungen zur Schau gestellt werden. Dies ist jedoch keinesfalls als Ersatz für ein Handbuch gedacht, welches ebenfalls vorhanden ist und in Form eines Faltblatts in englischer Spracheausgabe beigelegt wird.


Der Lieferumfang des Noctua NF-F12 PWM im Überblick:

  • 1x Low-Noise Adapter (L.N.A.)
  • 1x 30 cm Verlängerungskabel (NA-EC1)
  • 1x PWM-Y-Adapterkabel (NA-YC1)
  • 4x Vibration-Kompensator
  • 4x Lüfterschraube
  • 1x Bedienungsanleitung (Sprache: Englisch)

Technologien

Dieses Kapitel beschreibt die im Noctua NF-F12 PWM eingesetzten Technologien und beinhaltet weitergehende Information speziell für interessierte Leser. Inwiefern sich die vorgestellten Verbesserungen positiv in der Praxis auswirken, können wir ohne Laborausrüstung und gleichwertige Exemplare ohne die jeweiligen Optimierungen natürlich nicht nachweisen. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache wird dieses Kapitel nicht in die abschließende Bewertung des NF-F12 PWM einbezogen und kann aufgrund dessen auch übersprungen werden. Höchste Priorität haben nach wie vor die gezeigten Leistungen des Produkts im Kapitel "Praxistest: Ergebnisse".

Der Noctua NF-F12 PWM verwendet einen ganzen Schwung an interessanten technologischen Ansätzen, die zu Teil das "Focused Flow System" definieren. Neben dem  "Focused Flow System" wird im weiteren Verlauf dieses Abschnitts auch das eingesetzte "Stepped Inlet Design", die "Inner Surface Microstructures", das SSO2 Öldruck-Gleitlager sowie der als "NE-FD1" betitelte PWM-IC zur Regulierung des Leistungsverhaltens erläutert.

Focused Flow System
Unter dem "Focused Flow System" versteht Noctua die Kombination diverser entwickelter Optimierungen der Statorleitschaufeln, durch die der vom sich bewegenden Rotor aufgebaute Luftstrom gebündelt und fokussiert wird. Daraus resultiert ein höherer statischer Druck, der ansonsten nur bei höheren Umdrehungszahlen erreichbar wäre.


(Quelle: Noctua.at)

Durch den gerichteten Luftstrom agieren die Gehäuselüfter bei Hot-Spots - wie sie bei CPU-Kühlern und ggf. auch bei Wasserkühlungs-Radiatoren anzutreffen sind - effizienter.


(Quelle: Noctua.at)

Um eine Bündelung des Luftstroms erreichen zu können, wurden die elf Statorleitschaufeln mit sogenannten "Vortex-Control Notches" ausgestattet, wie sie erstmals beim Noctua NF-P12 - dort jedoch an den Flügelblättern des Rotors - eingesetzt wurden. Diese sorgen für eine gleichmäßigere Vereinigung der Luftströme an der Saug- und Druckseite jeder Statorleitschaufel, was zu einer Reduzierung der Turbulenzen führt. Durch den Einsatz der Technologie soll demnach die Effizienz bei abnehmender Geräuschemission gesteigert werden.


(Quelle: Noctua.at)

Neben den aerodynamischen Verbesserungen soll das "Focused Flow System" als zweite wichtige Eigenschaft auch das Laufgeräusch des Gehäuselüfters verringern. Die eben erwähnten "Vortex-Control Notches" tragen ihren Teil dazu bei. Die Einkerbungen teilen die Luftverwirbelungen in kleinere Partikularströme auf, die nach Ergebnissen aus Labormessungen von Noctua jeweils eine unterschiedliche tonale Charakteristik aufweisen. Die Geräuschemission wird demnach nicht abgesenkt, sondern Frequenzspitzen vermieden und das allgemeine Laufgeräusch auf ein breitbandigeres Frequenzspektrum aufgeteilt, wodurch das neu entstandene Lärmprofil als weniger störend für das menschliche Ohr wahrgenommen werden soll.


(Quelle: Noctua.at)

Der als "Varying Angular Distance" betitelte variierende Abstand der elf Statorleitschaufel ist eine technologische Entwicklung, die selbigen physikalischen Effekt ausnutzt. In diesem Fall sind die elf Statorleitschaufeln nicht im gleichen Abstand wie bei herkömmlichen Gehäuselüftern angeordnet, sondern versetzt mit Winkelabständen zwischen 31° und 37°. Passiert ein Lüfterblatt während der Rotation eine Statorschaufel, so entstehen Druckimpulse, die wesentlich zum Laufgeräusch des Gehäuselüfters beitragen. Bei einer gleichmäßigen Verteilung entsteht bei jeder Bewegung eines Lüfterblattes über eine Statorschaufel die identische, relative geometrische Konstellation zwischen den beiden Komponenten, was gleiche Druckimpulse zur Folge hat und zu höheren und damit leichter bemerkbaren Frequenzspitzen führt. Durch die Anordnung in unterschiedlichen Winkelabständen entstehen bei jeder Begegnung andere aerodynamische Druckimpulse. Diese sorgen für die bereits angesprochene Verteilung des Laufgeräusches auf einen breiteren Frequenzbereich und die gleichzeitigen Eliminierung von Frequenzspitzen.


(Quelle: Noctua.at)

Stepped Inlet Design
Das  „Stepped Inlet Design“ beschreibt eine stufenweise Absenkung des inneren Lüfterrahmens an den vier Einlaufbereichen in der Nähe der Montagepunkte.
Durch die abgestufte Konstruktion wird wie die Abbildung zeigt der Übergang von laminarer zu turbulenter Strömung erleichtert und ein besseres Anheften der Strömung an dem umströmten Rahmen erreicht (Flow Attachment). Das Resultat der Optimierung ist eine höhere Förderleistung des Gehäuselüfters durch die anliegende turbulente Strömung und somit die Möglichkeit, mehr Luft ansaugen zu können.


(Quelle: Noctua.at)

Durch die neu geformte Strömung der Luft werden im Gegensatz zum laminaren Zulauf Geräusche tonaler Art reduziert und wie auch bei den bisher vorgestellten Technologien ein breitbandigeres Geräuschprofil erzeugt, welches sich erneut positiv auf das Laufgeräusch auswirken soll.


Inner Surface Microstructures

Ebenfalls erstmals in der NF-F12 Lüfterserie zum Einsatz kommend sind die sogenannten "Inner Surface Microstructures". Dabei handelt es sich um unterschiedlich große Einkerbungen an den Innenbereichen des Lüfterrahmens in Form einer Mikrostruktur. Die Einkerbungen erzeugen beim Vorbeifahren der einzelnen Rotorblätter eine turbulente Grenzschicht. Bewegen sich die Blattspitzen der einzelnen Rotorblätter durch diese Grenzschicht, entstehen Wirbelablösungen an der Saugseite der Rotorblätter, welche deutlich geringer ausfallen als bei Produkten ohne diese Mikrostruktur-Technologie. Saugseitige Wirbelablösungen tragen nicht unerheblich zur Geräuschkulisse eines Gehäuselüfters bei und sorgen zudem noch für eine Reduktion des vom Rotor erzeugten Luftdrucks und -stroms. Im Umkehrschluss sollen die "Inner Surface Microstructures" für eine niedrigere Lärmemission und höhere Leistung durch eine Reduzierung von Turbulenzen sorgen.


(Quelle: Noctua.at)

SSO2 Öldruck-Gleitlager
Das selbststabilisierende Öldrucklager (Self-Stabilising Oil-Pressure, kurz SSO2-Bearing) in der zweiten Generation kombiniert die bewährte Konstruktion ölbasierter hydrodynamischer Lager mit einem rückseitigen Magneten.


(Quelle: Noctua.at)

Eines der Kernelemente des Öldruck-Gleitlagers ist das eingeschlossene Spezialöl, das bei einer Rotationsbewegung der Achse ein dynamisches Druckfeld erzeugt und so die Achse innerhalb der Lagerschale stabilisieren und zentrieren soll. Das Problem bei Druckfeldern ist jedoch, dass sie sich nicht schlagartig oder exponentiell aufbauen, sondern logarithmisch. Aufgrund dessen entsteht direkt nach dem Start der sogenannte Kreisel-Effekt, eine leicht ovalähnliche Kreiselbewegung. Bis ein ausreichend großer Druck aufgebaut ist, um die Rotorachse zu stabilisieren, kommt es bei Flüssigkeitslagern bedingt durch den Kreisel-Effekt zu einer erhöhten Abnutzung des Lagers, was unter Umständen zu Defekten führen kann oder sich durch eine mitunter deutliche Zunahme der Geräuschentwicklung bemerkbar macht. Jedoch sollte der Aufbau des Druckfeldes in diesem Zusammenhang nicht überbewertet werden. Die Stabilisierung hängt auch mit der Drehzahl zusammen. Ist die Umdrehungszahl eines Objektes groß genug, stabilisiert sich dieses selbständig.
Der Kreisel-Effekt soll durch den Festkörpermagneten, dem zweiten Kernelement, unterbunden werden. Magnetfelder sind im Gegensatz zu Druckfeldern bei Elektromagneten oder um Leitungen schon kurz nach dem Anlegen einer Spannung aufgebaut oder sind bei Festkörpermagneten beispielsweise dauerhaft vorhanden. Das durch den im NF-F12 PWM verwendeten Festkörpermagneten erzeugte Magnetfeld soll die Selbststabilisierung der Rotorachse während der Anlaufphase unterstützen und so für eine Reduzierung des Lagerwiderstands und Verschleißes sorgen, was zu einer höheren Langzeitstabilität und Laufruhe des Lagers führt.


(Quelle: Noctua.at)

Im Gegensatz zur ersten Generation setzt das SS02-Lager Lagerschalen aus Messing und Spritzgusstechniken ein, wodurch zahlreiche Optimierungen möglich waren. Verändert wurde beispielsweise die Position des an der Rückseite befestigten Magnets, welcher nun näher an der Achse des Rotors platziert wurde. Durch den geringeren Abstand wirkt eine stärkere magnetische Kraft auf die Rotorachse, was für noch bessere Stabilisierung und Langlebigkeit sorgt.

NE-FD1 PWM IC
Der von Noctua entworfene PWM-Steuerungschip NE-FD1 integriert die bereits bekannte Smooth Commutation Drive (SCD) Technologie und Sicherheitsfunktionen wie beispielsweise Verpolungs- oder Blockierungsschutz und soll einen niedrigen Stromverbrauch ermöglichen.


(Quelle: Noctua.at)

Wie die Abbildung zeigt, sorgt die SCD-Technologie für eine geringe Abflachung der Signalflanken, welche beim Motor weniger abrupte Drehimpulse erzeugen. Durch den Einsatz dieser Technologie werden die unter Verwendung von gängigen PWM-ICs erzeugten Rechtecksignale entschärft, die unter Umständen zu minimalen Verformungen der Lüfterstruktur - verursacht durch den Motor und dessen Drehbewegung -  führen können. Mit einhergehend sind hörbare Klickgeräusche, die sich gerade bei niedrigeren Umdrehungen bemerkbar machen.

Der NE-FD1 wurde zusätzlich auf einen geringen Stromverbrauch optimiert. Die PWM-Ausführungen der hauseigenen Produkte (NF-R8, NF-B9 und NF-P12) verbrauchen unter Verwendung des NE-FD1 25-40% weniger Strom als dem jeweiligen Pendant in 3-Pin-Ausführung. Mit nur 0.6 W ist Noctua dieser Schritt beim NF-F12 für das erste auch gut gelungen.


NF-F12 PWM im Detail

Im direkten Vergleich mit den Vorgängerprodukten wie beispielsweise den NF-P12 PWM setzt sich Noctuas neuester Sprössling optisch recht deutlich ab. Dies ist mitunter der Vielzahl an technologischen Ansätzen und den dadurch bedingten Veränderungen an Rahmen und Rotor geschuldet. Die auf den ersten Blick auffälligsten Veränderungen stellen in diesem Zusammengang die beidseitig an den Montageecken vormontierten Antivibrations-Pads dar. Die Idee, den Gehäuselüfter direkt an den Verbindungspunkten zum Gehäuse respektive zum CPU-Kühler zu entkoppeln und damit ein Übertragen der Schwingungen zu unterdrücken, ist keine neue. Noiseblocker verfolgt diesen Ansatz in ihrer Multiframe-S Roundup schon seit Jahren (Test: Noiseblocker Multiframe-S Roundup 09/2011) erfolgreich, wenngleich dort ein noch extremerer Weg gewählt wurde und der gesamte Teilbereich des Rahmens aus Schwingungsabsorbern besteht. Gegenüber dem Konzept von Noiseblocker kann sich hier jedoch bewusst für oder gegen die Verwendung von Antivibrations-Pads entschieden werden, denn diese lassen sich wahlweise abnehmen, wenn eine herkömmliche Montage erwünscht ist oder vonnöten sein sollte. Ebenso besteht bei Verwendung der Antivibrations-Pads zusätzlich die Möglichkeit, die mitgelieferten Vibrations-Kompensatoren zu verwenden. Beide Ansätze zur Unterbindung von Eigenschwingungen lassen sich demnach problemlos kombinieren.

Eine weitere interessante optische Veränderung lässt sich in den Einlaufbereichen des inneren Lüfterrahmens ausfindig machen. Die stufenweise Absenkung (Stepped Inlet Design) ist eine bereits bekannte Technologie, die schon in anderen Produkten von Noctua zum Einsatz gekommen ist. Neu dagegen sind die Einkerbungen an der Innenseite des Lüfterrahmens. Die sogenannten "Inner Surface Microstructures" definieren eine neue Entwicklung, die für eine höhere Leistung bei einer insgesamt niedrigeren Lärmemission sorgen soll.

Der als "Heptaperf Impeller" betitelte Rotor besitzt sieben Flügelblätter und eine Nabe mit einem Durchmesser von 4 cm, der damit vergleichsweise groß ausfällt. Gegenüber den Produkten der Konkurrenz besitzt der NF-F12 PWM nicht wie sonst üblich vier Verstrebungen sondern ganze elf. Die für die Stabilisierung des in der Mitte platzierten Motors eingesetzten Verstrebungen erfüllen beim NF-F12 PWM noch eine weitere Funktion, die als "Focused Flow System" betitelt wird. Dies ist auch der Grund für die erstmals an den Flügelblättern des Noctua NF-P12  eingesetzten "Vortex-Control Notches" an jeder einzelnen Verstrebung.

Das Herzstück des NF F-12 PWM stellt jedoch das eingesetzte SSO2 Öldruck-Gleitlager dar. Der für das System notwendige Permanentmagnet wird durch eine Metallplatte an der Rückseite des Motors gesichert. Ein Abnehmen des kompletten Rotors, wie es beispielsweise bei der Phobya Nano Series (Test: Phobya G-Silent & Nano Series Roundup 04/2011), ist im Falle des NF F-12 PWM nicht möglich.

Das Anschlusskabel mit 4-Pin-PWM-Anschluss fällt mit einer Gesamtlänge von gerade einmal 20 cm vergleichsweise kurz aus. Glücklicherweise liefert Noctua ein entsprechendes 30 cm Verlängerungskabel gleich mit, sodass eine Gesamtlänge von respektablen 50 cm erzielt wird. Alle mitgelieferten Verlängerungs- und Adapter-Kabel wurden wie auch das Anschlusskabel mit einem Gewebeschlauch ummantelt und an beiden Enden mit Schrumpfschläuchen gegen ein Verrutschen entlang des Kabels gesichert. Die Verarbeitungsqualität des NF-F12 PWM bewegt sich auf einem hohen Niveau. Weder bei der Materialwahl noch bei deren Verarbeitung konnten wir Schwächen ausfindig machen.


Praxistest: Testmethoden

Kommen wir nun zu den zweifelsohne wichtigsten Faktoren überhaupt: den Leistungsdaten. Schön klingende technische Daten und Eigenschaften reichen natürlich nicht aus. Bei unserem Praxistest achten wir auf verschiedenen Merkmale und Faktoren wie Anlaufspannung, minimale Betriebsspannung und der allgemeinen Lautstärke. Lüfter mit Gleitlagertechnologie benötigen eine gewisse Einlaufzeit, damit sich das Gleitmittel/Spezial-Öl optimal verteilen kann. Dies kann erst durch eine ausreichende Temperatur im Betrieb erreicht werden. Daher geben wir den Lüftern eine Einlaufzeit von 30 Minuten. Anschließend werden folgende Punkte an den Produkten getestet:

Anlaufspannung
Häufig wird dieser Punkt mit einem Herunterregeln der Spannung verwechselt. Für Lüfter, die sich im Betrieb problemlos herunterregeln lassen, ist noch lang nicht bewiesen, dass sie auch bei dieser Spannung aus absolutem Stillstand wieder anlaufen. Gemessen wird hier die minimale Anlaufspannung bei horizontaler sowie vertikaler Lage. Für einen gültigen Messwert darf der Lüfter nicht mehr als zwei Startversuche unternehmen. Schafft es ein Produkt nach den genannten zwei Versuchen nicht, komplett anzulaufen, wird die Spannung schrittweise um einen Wert von 0,01V erhöht. Ermittelt werden die Messwerte über ein Schaltnetzteil der Firma Voltcraft, verifiziert mit einem Voltmeter der Firma PeakTech.

Leistung
Gemeint ist hier die Leistung unter 12V, 9V, 7V und 5V sowie die dabei erreichten Drehzahlen. Wichtig ist zudem die Einhaltung der herstellerseitigen Angaben inklusive der Toleranzen. Ermittelt werden diese Werte über das Programm Smart Guardian in der Version 2.03 sowie einem Multimeter der Firma PeakTech. Außerdem werten wir die erreichten Drehzahlen von 3-Pin Molex Lüftern im Spannungsbereich von 0-12V in Form einer Drehlzahlkennlinie aus. Ziel dieser Messung ist das Verhalten eines Lüfters bei einer bestimmten Spannung im Bezug auf die erreichten Drehzahlen zu ermitteln. Gemessen wird in einem Bereich von 0-12 Volt mit Intervallen von jeweils 0,25V.

Lautstärke
Sie ist eines der Hauptfaktoren jedes Lüfters. Getestet werden hier die Lautstärken beim Betrieb mit 12V, 7V und 5V. Störende Schleifgeräusche sowie ein Nichtanlaufen finden ebenfalls Erwähnung (Geräuschcharakteristik). Zu beachten ist allerdings, dass Lautstärkemessungen prinzipiell auf subjektiver Basis stattfinden und auch dementsprechend als solche bewertet werden.

Als Testsystem dient die folgende Zusammenstellung:

Testsystem  
Prozessor AMD Phenom II x6 1055T (6x 2.80GHz)
Mainboard MSI 785GM-E65, Sockel AM3, µATX
Ram 2x 4096 MB Corsair Vengeance DDR3 (CMZ8GX3M2A1600C9)
Grafikkarte AMD Radeon HD 4200 (Onboard)
Netzteil NZXT HALE90-650-M

 


Praxistest: Ergebnisse

Anlaufspannung / Minimale Betriebsspannung
Im ersten Teil des Praxistests wird zuerst die minimale Anlaufspannung des Lüfters über ein Schaltnetzteil der Firma Voltcraft ermittelt und mit einem Voltmeter der Firma PeakTech verifiziert. Zur Erinnerung: Als Anlaufspannung wird diejenige Spannung angegeben, die ein Lüfter sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Lage aus dem absoluten Ruhestand heraus für das Anlaufen benötigt. Auch sollte das Vorhandensein einer gewissen Serienstreuung inklusive der hervorgerufenen Toleranzen nicht außer Acht gelassen werden. Es ist also durchaus möglich, dass zwei identische Produkte voneinander abweichende Messwerte erzielen können. Des Weiteren wurde im gleichen Durchlauf die minimale Betriebsspannung ermittelt. Leider versäumt es Noctua, in den Spezifikationen des NF-F14 PWM eine Startspannung anzugeben, wodurch unserem ermittelten Wert ein größeres Interesse zuteil wird.

Produkt gemessene Anlaufspannung minimale Betriebsspannung
Noctua NF-F12 PWM 5,18 V 4,60 V

Durch unsere Messungen haben wir beim Noctua NF F-12 PWM eine Startspannung von 5,18 V ermitteln können. Damit überschreitet der Gehäuselüfter die magische 5V-Grenze zwar um minimale 0,18 V, für einen PWM-Lüfter ist dies aber durchaus verkraftbar. Die minimale stabile Betriebsspannung des uns vorliegenden Exemplars liegt bei 4,60 V. Der NF F-12 PWM ähnelt mit seinem Verhalten dem ebenfalls bei uns getesteten Noctua NF-P14 FLX (Test: Noctua NF-P14 FLX). Je mehr sich die aktuelle Spannung der minimalen Betriebsspannung annähert, desto größer werden die vom Motor erzeugten Vibrationen. Zwar erzeugt der unruhige Lauf direkt keine Störgeräusche, jedoch können sich die Schwingungen abhängig von der Art der Montage über die Verbindungspunkte auf das Gehäuse oder den CPU-Kühler übertragen, wodurch wiederum Störgeräusche an anderen Stellen entstehen können. Die entstehenden Schwingungen sind mitnichten so intensiv wie es beim NF-P14 FLX der Fall gewesen ist. Wird der NF F-12 spannungsreguliert betrieben, so empfiehlt sich aufgrund dessen eine entkoppelte Montage unter Verwendung der Antivibrations-Pads und/oder der Vibrations-Kompensatoren.

Leistung/Lautstärke
Im weiteren Testverlauf wurden die Leistungswerte im Bereich von 5-12 V ermittelt. Ein subjektiver Eindruck der Lautheit sowie vermeintliche Störgeräusche finden ebenfalls Erwähnung. Die nachfolgende Tabelle schlüsselt die einzelnen, während des Messverfahrens ermittelten Werte im Detail auf.

Spannung Umdrehungen Subjektiver Eindruck Lager-/Laufgeräusche, Bemerkung
12 V 1433 U/min gut hörbar Rotoren- und Motorengeräusche, guter Durchsatz, mittleres Luftraushen
9 V 1078 U/min leicht wahrnehmbar Rotoren- und Motorengeräusche, geringes Luftrauschen
7 V 850 U/min sehr leise minimale Motorengeräusche (je nach Position leicht Wahrnehmbar)
V 590 U/min unhörbar leise unruhiger Lauf/Eigenvibrationen (Geräuschlos)

Die gute Nachricht gleich vorweg: Der NF F-12 PWM hat sich in unserem Praxistest sehr gut geschlagen. Bis 7 V agiert der Gehäuselüfter unhörbar bis sehr leise, wobei nur im Bereich von 7 V minimale Motorengeräusche zu vernehmen sind, die je nach Ausrichtung den Gehäuselüfter geringfügig wahrnehmbar werden lassen. Der im vorherigen Kapitel beschriebene unruhige Lauf ist bei 5 V am intensivsten und ist bei 9 V Betriebsspannung vollkommen abgeklungen. Ab selbiger Spannung wird der Lüfter als leicht wahrnehmbar empfunden, was insbesondere aufgrund der Rotoren- und Motorengeräusche der Fall ist. Unter 12 V Betriebsspannung und einem Abstand von 200-250 cm kann der mit 1433 U/min drehende Gehäuselüfter als gut hörbar bezeichnet werden. Insbesondere zeichnet sich der NF F-12 PWM in dem Fall durch ein hohes Fördervolumen bei entsprechendem statischen Druck aus. Die erzeugte Geräuschkulisse wird primär durch Motorengeräusche dominiert, das Luftrauschen kann an dieser Stelle als mittelmäßig bezeichnet werden, wonach Noctua seinen Versprechen recht nahe kommt. Allerdings treten anstelle des Luftrauschens nun die Motorengeräusche in den Vordergrund, die das Rauschen bei einem Abstand von 200 cm komplett überdecken.
Zum Abschluss des Praxistests haben wir den im Lieferumfang enthaltenen Low-Noise-Adapter unter die Lupe genommen, dessen Aufgaben es ist, den NF-P12 PWM auf 1200 U/min zu drosseln, ohne an der eigentlichen Betriebsspannung etwas ändern zu müssen. Die ermittelten Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeschlüsselt. Der Praxistest wurde an einem 3-Pin-Anschluss auf dem Mainboard unseres Testsystems durchgeführt, der mit einer standardmäßigen Spannung von 12,32V betrieben wird.

Produkt Umdrehungszahl lt. Hersteller gemessene Umdrehungszahl gemessene Betriebsspannung
Low-Noise Adapter (L.N.A.) 1200 U/min 1145 U/min 9,44 V

Für Besitzer von Silent-Systemen ist dieser Lüfter ohne Verwendung des Low-Noise-Adapters nicht zu empfehlen. Wird er in Kombination mit dem Adapter respektive mit einer maximalen Spannung von 9V betrieben, besitzt der NF F-12 PWM auch in Silent-Systeme seine Daseinsberechtigung, vor allem, wenn es darum geht, im Fall der Fälle für eine höhere Zirkulation zu sorgen.

Auf der nachfolgenden Seite werden unsere Eindrücke unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Praxistests in einem abschließenden Fazit zusammengefasst.


Fazit

Wer ein Produkt der Firma Noctua erwirbt, macht in der Regel nichts falsch. Diese Aussage trifft auch auf den neuesten Sprössling NF-F12 PWM zu. Besondere Mühe gibt sich die österreichische Firma nach wie vor beim Lieferumfang, der für einen Gehäuselüfter als komplett zu bezeichnen ist. Montagematerialien für den wahlweisen normalen oder entkoppelten Betrieb sind ebenso enthalten, wie ein PWM-Y-Adapterkabel und ein Adapter zur Drosselung der Betriebsgeschwindigkeit.

Auch in punkto Qualität leistet sich der Noctua NF F-12 PWM keine Schwächen: Sowohl die verwendeten Materialen als auch deren Verarbeitung entsprechen den von bisherigen Produkten bekannten hohen Ansprüchen. Die aus dem Praxistest ermittelten Spannungswerte für den Start respektive den minimalen Betrieb liegen im grünen Bereich. Die allgemeinen Leistungswerte sind unter 12 V mehr als ausreichend und prädestinieren den NF F-12 PWM für einen Einsatz auf einem CPU-Kühler oder Wasserkühlungsradiator. Abstriche mussten wir jedoch beim Laufverhalten bei Spannungswerten zwischen der minimalen Betriebsspannung und 7 V machen, da sich der Gehäuselüfter innerhalb dieser Spannungsdifferenz durch erhöhte Eigenvibrationen äußert. Durch Verwendung der Antivibrations-Pads und einer zusätzlich entkoppelten Montage sollten sich die Eigenvibrationen jedoch in den Griff bekommen lassen.

Wird die Tatsache berücksichtigt, dass die unermüdliche Forschung nach neuen technologischen Ansätzen - in diesem Fall beispielsweise das "Focused Flow System", das SSO2 Öldruck-Gleitlager und die Antivibrations-Pads - ebenso in die Preisbildung eingehen wie der umfangreiche Lieferumfang, sollte der aktuelle Verkaufspreis von rund 20€ je Exemplar nicht mehr allzu abschreckend wirken.

Somit erhält der Noctua NF F-12 PWM aufgrund des umfangreichen Zubehörpakets, der Verarbeitungsqualität und den gezeigten Leistungswerten in unserem Praxistest einen sehr guten Silber-Award. Für eine uneingeschränkte Empfehlung sollte Noctua in Zukunft das Laufverhalten bei niedrigen Spannungswerten optimieren.

 


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