GELID WING 12 UVB & WING 12 PL

Erstellt am: 31.10.2010 um 12:00 Uhr von Marco Schaarschmidt.

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Beitragsseiten

alt


Vor Kurzem erst haben wir euch mit dem GELID Tranquillo Heatpipe Cooler ein Produkt des hierzulande noch recht unbekannten Herstellers GELID Solutions aus Hong Kong vorgestellt. Mit dem WING 12 UVB und dem WING 12 PL stehen uns zwei weitere Produkte aus dem Bereich der Luftkühlung zur Verfügung. Die beiden zur Gamer-Produktreihe gehörenden Lüfter sollen vor allem durch hohe Leistungswerte und funktionalen Features überzeugen. Dazu zählen unter anderem sowohl die Verwendung des Nanoflux-Lagers, einem reinen Magnet-Lagertypen, welcher in ähnlicher Form auch bei Produkten aus dem Hause Enermax Einzug gefunden hat, als auch ein Feature mit dem Namen „detachable Impeller“. Hierbei handelt es sich um die Möglichkeit, den Rotor zu Reinigungszwecken komplett demontieren zu können. Hinzu gesellen sich eine Imprägnierung gegen Wasser und Staub sowie eine lange Garantiezeit und eine extra lange Laufzeit.
Auf dem ersten Blick handelt es sich hierbei um recht vielversprechende Produkte. Halten die Produkte das, was sie versprechen oder sind sie mehr Schein als Sein? Wir wollten es genauer wissen und haben uns die beiden Lüfter WING 12 UVB und WING 12 PL mal näher angeschaut.

 


Verpackung

Obwohl beide WING-Lüfter der GAMER-Serie angehören, unterscheiden sie sich stark in der Aufmachung, Verpackungsart sowie im Lieferumfang. Der WING 12 UVB hat von GELID Solutions eine Kartonage mit kleinen Sichtfenstern, welche Blicke auf den Lüfter und dessen Zubehör erlauben, spendiert bekommen. Zusätzlich wird dessen Inhalt mit einem Plastikinlay fixiert und räumlich voneinander getrennt. Die Seiten der Verpackung zeigen die Features wie auch den Lieferumfang in bildlicher Darstellung, die Rückseite weist übliche Angaben über die Spezifikationen, die verwendeten Technologien und den Key Features auf. Leider hat die Verpackung auf den Weg von Hong Kong nach Deutschland wohl ein klein wenig leiden müssen, so dass als Ergebnis Einrisse und Verformungen zu sehen sind. Doch dank des Plastikinlays hat der Inhalt keinen Schaden erlitten. Ganz anders dagegen die Verpackung des WING 12 PL. Hierbei handelt es sich lediglich um eine Blisterverpackung mit einer eingelegten Rückseite mit aufgedruckten Produktinformationen. Ein Blick auf dem Lieferumfang lässt sich vor dem Auspacken nicht erhaschen, unverständlicherweise fehlt zu diesem Punkt auch jegliche Angabe auf der Verpackung. Leider weiß ein Käufer so nicht, sofern er sich nicht vorher über das Produkt ausreichend informiert hat, was dem WING 12 PL als Lieferumfang beiliegt.



 

Lieferumfang

Der WING 12 UVB ist der Lüfter mit dem umfangreicheren Zubehörpaket. Wie schon erwähnt, ist bei diesem Modell der Lieferumfang gesplittet und getrennt im Plastikinlay gelagert. Beim WING 12 PL wurde dagegen das gesamte Zubehör in einem wiederverschließbaren Beutel in die Verpackung gelegt. Grund zur Kritik gibt es jedoch trotz der verschiedenen Handhabung bei beiden nicht. Der WING 12 PL erhält als Zubehörpaket die Standardausführung bestehend aus Montagezubehör in Form von vier Montageschrauben oder alternativ vier schwarzen Anti-Vibration-Bolts, sodass man je nach Form und Typ des Gehäuses selbst entscheiden kann, ob der Lüfter auf die herkömmliche Weise oder aber entkoppelt montiert wird. Vorzugsweise sollte aber immer die entkoppelte Variante unter Verwendung der Anti-Vibration-Bolts gewählt werden, da hierdurch die Vibrationen absorbiert werden. Zusätzlich liegt dem Produkt noch ein Case Badge mit dem GELID Firmenlogo bei. Der Lieferumfang des WING 12 UVB Lüfters enthält ebenfalls die Standardausführung, ist aber zudem noch um eine manuell einstellbare Lüftersteuerung sowie einem Klebepad zur Fixierung der Lüftersteuerung im oder außerhalb des Gehäuses erweitert. Weshalb der Lieferumfang bei zwei Produkten einer Serie so unterschiedlich ausfallen kann, lässt sich leicht erklären. Der WING 12 PL verwendet im Gegensatz zum WING 12 UVB die PWM-Technologie. Demnach macht es bei dieser Technologie wenig Sinn, den Lüfter über ein Absenken oder Anheben der Spannung zu regulieren. Genauere Details über die verwendeten Technologien werden an späterer Stelle noch im Detail erläutert.

Der Lieferumfang des WING 12 UVB im kompakten Überblick:

  • 4 Montageschrauben
  • 4 Anti-Vibration-Bolts
  • 1 GELID Case Badge
  • 1 Lüftersteueung FC-FX01


Der Lieferumfang des WING 12PL im kompakten Überblick:

  • 4 Montageschrauben
  • 4 Anti-Vibration-Bolts
  • 1 GELID Case Badge

 


Technische Daten

Die Gamer-Produktfamilie wurde von GELID Solutions auf ein hohes Leistungspotential optimiert. Kühlung in Verbindung mit Gamern oder Gaming suggeriert dabei meist einen höheren Bedarf an Kühlleistung und Komponenten, welche einen hohen TDP-Wert (Thermal Design Power) aufweisen und dessen Abwärme gerade unter voller Ausnutzung zu bekämpfen gilt. Allgemein ist eine hohe Wärmeabfuhr bei Gaming-Systemen ein wichtiges Schlagwort. Hinzu kommt sicherlich die Vorliebe für Farb- und Beleuchtungsmöglichkeiten, wobei die Lautheit der Produkte eher in den Hintergrund gestellt wird. Mit CFM-Werten (CFM = Cubic Foot per Minute) von 64,3 (~109,23 m³/h) bei maximalen 1500 U/min beim WING 12 UVB und 128,6 CMH (~218,46 m³/h) bei einer maximalen Umdrehungszahl von 1800 U/min beim WING 12 PL lässt sich das Leistungspotential schon im Vorfeld gut abschätzen. Hinzu kommt ein im Gegensatz zur Konkurrenz recht hoher statischer Druck von 1,925 mmAq beim WING 12 UVB und 2.66 mmAq beim Bruder WING 12 PL. GELID Solutions wirbt ebenfalls mit einer sehr geringen charakteristischen Geräuschkulisse, was aber aufgrund der Leistungsmerkmale nur bedingt möglich sein kann. Natürlich kann der Lüfter leise und leistungsstark sein, nur eben nicht beides zur gleichen Zeit. Angegeben sind die beiden Lüfter mit 25 dB/A und 26.8 dB/A unter Volllast. Damit dürfe wohl jedem Leser klar sein, dass diese Werte im oberen Operationsbereich nicht mehr unter den Begriff Silent fallen können.
Die folgende Tabelle zeigt die technischen Eckdaten der beiden Lüfter, dabei lassen sich Gemeinsamkeiten und signifikante Unterschiede schnell erkennen.

Spezifikationen WING 12 UVB
WING 12 PL
Lager Nanoflux Nanoflux
Fördervolumen (CMH) 64.3 128.6
Statischer Druck (mmAq) 1.925 2.66
Umdrehungsgeschwindigkeit (RPM) 1500 600 - 1800
Lautstärke (dBA) 25 10 - 26.8
Abmessungen (mm) 120 x 120 x 25 120 x 120 x 25
Stromstärke (A) 0.22 0.45
Spannung (V) 12 12
Kabellänge (mm) 500 500
Anschluss 3 Pin Molex 4 Pin Molex
Gewicht (g) 120 120
Garantie 5 Jahre 3 Jahre

Der WING 12PL ist eindeutig der Leistungsstärkere der beiden Produkte, wenn auch mit einer kürzeren Garantiezeit von nur 3 Jahren. Der WING 12 UVB punktet mit einer Garantiezeit von 5 Jahren und der geringeren Operationslautstärke. Gemeinsamkeiten lassen sich vor allem beim verwendeten Lager, dem detachable Impeller sowie den winglet Blades finden.
Um einen Überblick über die typischen Features, deren Bedeutung und Funktionsweise, der Gamer-Produktserie zu schaffen, empfehlen wir einen Blick auf die nächste Seite.

 


Features im Detail

GELID Solutions holt bei der Entwicklung und Vermarktung ziemlich weit aus und bewirbt die Lüfter mit einer Menge an Features. Einige davon sind typisch für die Gamer-Produktfamilie, andere wiederum sind nur Bestandteil eines bestimmten Produktes. Um einen Überblick zu bekommen, werden die wichtigsten Features im folgenden Abschnitt ausführlich erläutert.
Zuerst werden die gemeinsamen und typischen Features der Gaming-Produktfamilie beschrieben.

 

Nanoflux Bearing (NFB)

alt

Das Nanoflux Lager ist das Herzstück der beiden Lüfter. Von der Funktionsweise her ähnelt es dem SSO-Gleitlager des kürzlich getesteten Noctua NF-S12B. Jedoch ist das hier vorgestellte Nanoflux Lager kein Hybrid-Modell aus herkömmlichen Lagertypen mit magnetischer Unterstützung, sondern setzt allein auf die Verwendung von Magnetismus. Der Trick bei diesem Lager ist die verwendete magnetisierte Stahlkugel zwischen dem Magneten und dem Rotor. Bedingt durch die Kugelform gibt es tatsächlich nur einen kleinen Berührungspunkt zwischen Achse und der Kugel. Stabilität erhält die Rotorachse durch das aufgebaute Magnetfeld schon kurz nach dem Einschalten. Magnetismus hat den entscheidenden Vorteil - schon kurz nach Anlegen einer Spannung vorhanden zu sein. Gerade beim Startvorgang des Lüfters ist dieses Merkmal von Nutzen. Während der Selbststabilisierung der Rotorachse wird eine schnellere, präzisere und zuverlässigere Zentrierung erreicht und sorgt zudem für eine höhere Langzeitstabilität und Laufruhe des Lüfters durch die Reduzierung des Lagerwiderstands und Verschleißes. Bei herkömmlichen Lüftern ohne magnetische Unterstützung entsteht beim Einschalten zunächst ein unter dem Namen Kreisel-Effekt bekanntes Verhalten, bei dem der Lüfter eine leicht oval-ähnliche Kreisel-Bewegung vollzieht, bis seine Drehungsfrequenz hoch genug ist, sich selbst zu stabilisieren. Setzt man ein Magnetfeld für die Stabilisierung ein, wird der Kreisel-Effekt reduziert. Dass Magnet-Lager komplett reibungslos laufen ist eine Erfindung der Marketingabteilungen. Natürlich werden Abreibungen und Kontakte mit anderen Bauteilen verringert - bedingt durch die schnellere Stabilisierung - sind aber dennoch vorhanden. Lassen wir die Stahlkugel einmal außer Acht, kann es gerade beim Startvorgang immer noch zu Berührungen kommen. Dies ist auch der Grund weshalb sich Schmierfette auf der Innenseite des Rotors befinden. Ein weiteres Argument gegen die Reibungslosigkeit ist die Verwendungsweise der Magnetfelder. Entweder kann das Magnetfeld bei diesem Lüfter horizontal stabilisieren oder vertikal. Damit dürfte klar sein, dass (Reibungs-)Kontakte vorhanden sein müssen.

Es sei aber angemerkt, dass dies hier vorgestellte Lager keine Eigenentwicklung aus dem Hause GELID ist, sondern zugekauft wurde. Dem ein oder anderen dürfte diese Technologie bekannt vorkommen, neben GELID verbaut auch Enermax diese Art von Lagern in ihren Lüftern. Jedoch anders als bei Enermax wird hier die Eisenkugel nach hinten verlagert und befindet sich zwischen Magnet und Rotorachse und nicht zwischen Rotorachse und Rotorblatt.

 

Winglet Blade
Das winglet Blade ist ein Designelement, welches der Luftfahrt entnommen wurde. Bei den meisten starrflügligen Luftfahrzeugen befinden sich solche Winglets an den Randbögen der Flügel. Durch diese Anbauten entsteht der Eindruck von nach oben geklappten oder senkrecht zur Flügelebene stehenden Flügelspitzen. Das Resultat ist eine Steigerung der aerodynamischen Eigenschaften und eine Reduktion des induzierten Widerstands. Der Ursprung dieser Technologie ist auf das Tierreich zurückzuführen und ist den Flügelspitzen der Vögel, die fächerförmig in der Höhe gestaffelt gespreizt werden, nachempfunden. In der Lüfter-Technik verfolgt GELID damit das Ziel, einen größeren Luftstrom und einen höheren statischen Druck zu erzielen. Inwieweit dieses Features zur Gesamtleistung der Lüfter beiträgt, lässt sich nur sehr schwer ohne ein entsprechend ausgestattetes Labor und einen Lüfter gleicher Leistungsklasse ohne winglet Blade bestimmen.



 

Detachable Impeller
Das abnehmbare Flügelrad ist ein Feature, das durch geschickte Konstruktion des Lagers entstanden ist. Die Platzierung des Magneten für das Nanoflux Lager senkrecht am unteren Ende der Rotorachse ermöglicht ein Herausziehen des Flügelrads mitsamt der Rotorachse. Bei herkömmlichen Lüftern ist statt des Magnetes an dieser Stelle ein Plastikring platziert um die Achse im Lauf des Lüfters zu halten. Dank der neuen Konstruktion lässt sich die Rotorachse lösen und entfernen, da sie am Befestigungspunkt nur mittels der Magnetkonstruktion gehalten wird. Der detachable Impeller bietet enorme Vorteile, wenn es um das Thema Reinigung geht. Oftmals ist ein gründliches Reinigen der Lüfter mit einem Ausbau verbunden; hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Reinigung der Flügelräder und der Innenseite des Rahmens, gerade bei sehr feinem Staub. Abgenommen kann das Flügelrad auch unter fließendem Wasser gereinigt werden; auch der Rahmen, der für diese Aktion nicht vom Gehäuse demontiert werden muss, lässt sich so einfach mit einem Putztuch vom Staub befreien.

Sonstige Features
Ein Feature, welches nur der WING 12 UVB Lüfter besitzt, ist die Eigenschaft "Water & Dust proofed" zu sein. Darunter versteht man einen durch die Konstruktion und den verwendeten Materialien bedingten Schutz gegen (Spritz-)Wasser sowie feinem Staub. Für Besitzer einer Wasserkühlung könnte diese Feature von Interesse sein, gerade dann, wenn der Lüfter mal ein wenig Wasser abbekommt. Gemeint ist hier aber nicht ein Unterwasserbetrieb. In diesem Zusammenhang bekommt das Wort Nanotechnik auch eine Bedeutung zugeschrieben. Der WING 12 UVB ist trotz sichtbarer elektrischer Bauteile nicht anfällig gegen Wasser. Woran kann das liegen? Die Antwort ist recht simpel, die Platinen samt der Bauteile sind mit einer Art Lackierung überzogen, die für jede Art von Feuchtigkeit undurchdringlich ist. Prinzipiell wäre auch der WING  12 PL in der Lage "Water & Dust proofed" zu sein, verwendet er doch einen identischen Aufbau. Jedoch ist dieser mit LEDs ausgestattet, diese sowie dessen Leitungen sind nicht resistent gegen Wasser.

Der WING 12 PL verwendet dagegen als einziges Produkt der GAMER-Serie die PWM-Technologie (Pulse Width Modulation, zu Deutsch: Pulsbreitenmodulation). Beim PWM-Verfahren wird konstant die volle Spannung, also beim Lüfter 12V, angelegt. Dabei übernimmt ein zusätzlicher Chip in dem Lüfter die Steuerung, in dem er mit einem bestimmten Verhältnis und fester Periodendauer ein Signal an den Motor schickt. Je länger die eingeschaltete Phase andauert, desto höher ist die Leistung des Motors, da er länger an der Spannung anliegt. Abhängig von dem PWM-Signal - einem zusätzlichen Rechtecksignal, dass die Steuerinformation überträgt - wird diese 12V-Spannung in einem mehr oder weniger aufwändigen Regelkreis bestehend im einfachsten Fall aus einem Transistor und einem Kondensator zu einer analogen Spannung mit beispielsweise 5V oder 7V umgewandelt. Ein weiterer Vorteil der PWM-Technik ist die Steuerbarkeit des Lüftermotors, bei dem der Hersteller die Eigenschaften an die Erfordernisse des Lüftermotors anpassen kann.
Ein kleines Beispiel zur Erläuterung:
Mit einem Tastverhältnis t / T von 1:4 (T ist die Periodendauer, t bezeichnet die Einschaltphase) entsteht am Motor eine Leistung von 25%. Bei einer konstanten Spannung von 12V entspricht die durch das PWM-Verfahren erzeugte Spannung 3 Volt.

 


GELID WING 12 UVB

Beim Design variiert GELID Solutions innerhalb der GAMER-Serie nur recht wenig. Alle Modelle - wie auch dieses hier - verfügen über einen schwarzen, in Hochglanz-Finish versehenden Rahmen. Leider, sobald Hochglanz in irgendeiner Form ins Spiel kommt, entstehen die allseits bekannten Nachteile wie der Ruf eines Staubfängers, ebenso inbegriffen wie die Sichtbarkeit von Fingerabdrücken schon kurz nach dem Einbau. Im ersten Moment mag es schick aussehen, doch sind sehr schnell Fingerabdrücke am Rahmen sichtbar. Ob diese Tatsache das Innenleben des eingesetzten Gehäuses verschönert und den Ansprüchen von „Gamern“ genügt? Bis auf den halbtransparenten blauen Rotor bietet der WING 12 UVB keine weiteren Merkmale.



Die Verarbeitungsqualität des GELID WING 12 UVB ist recht ordentlich. Der Rahmen sowie das Rotorblatt sind stabil genug. Dies trifft jedoch für die Verstrebungen zum Motor nicht zu. Im Normalfall würde es nicht weiter stören, jedoch merkt man spätestens beim Abnehmen des Rotorblattes ein Nachgeben der Verstrebungen. Es empfiehlt sich, hierbei die Verstrebungen mit den Fingern zu verstärken und ein Verbiegen nicht zu provozieren.   
Ein Detail blieb von uns nicht unentdeckt. An den Verbindungstellen der Verstrebungen mit dem Rahmen wurden von GELID recht große Öffnungen gelassen, die nur zum Teil mit zusätzlichem Plastik zugeklebt wurden. Normalweise sind diese Stellen für die Platzierung von LEDs vorgesehen, wie wir später beim WING 12 PL sehen werden. Durch die Öffnungen kann es unter Umständen zu einer erhöhten Geräuschkulisse bedingt durch Luftwirbel kommen, die sich in den ausgehölten Stellen des Rahmens bilden. Im schlimmsten Falle würde sich dies über ein erhöhtes Luftrauschen bemerkbar machen.


(links WING 12 UVB, rechts WING 12 PL)


Positiv ist dagegen die Kabellänge. Mit 50cm ohne Stecker liegt der Lüfter mit dieser Eigenschaft im oberen Feld. Wie es mittlerweile zum guten Ton gehört, wurde auch bei diesem Lüfter das Kabel mit Gewebeschlauch ummantelt und gegen ein Verrutschen des Schlauches entlang des Kabels Schrumpfschlauch an beiden Enden eingesetzt.


Die zum Lieferumfang gehörende Lüftersteuerung mit dem Namen FC-FX01 kann übrigens auch im Einzelhandel für ca. 2-5€ erworben werden. Der Aufbau bzw. die Technologie ist recht simpel, aber ausreichend. Ausgestattet mit einem Potentiometer, Transistor, einem Kondensator der Firma LSHK sowie diversen SMD Bauteilen lassen sich Lüfter mit ihm auf eine Betriebsspannung von 5-12V bei maximaler Stromstärke von 700mA einstellen. Mit jeweils einer Kabellänge von 49cm zwischen Mainboard und Lüftersteuerung sowie von dieser zum eigentlichen Lüfter lässt sich die FC-FX01 problemlos auch in großen Gehäusen verstauen. Die FC-FX01 wird während des Praxistests ebenfalls berücksichtigt werden.

 

 


GELID WING 12 PL

Der WING 12 PL unterscheidet sich vom Äußeren nicht großartig vom eben vorgestellten WING 12 UVB. Ebenso wie dieser besitzt er auch einen schwarzen, in Hochglanz-Finish versehenden Rahmen mit denselben leidigen Eigenschaften ein Schlaraffenland für Fingerabdrücke zu sein. Durch die verwendete blaue LED-Beleuchtung und der Reflektion vom Rahmen entsteht jedoch auch ein Lichteffekt. Anders hingegen sind jedoch die deutlich geschwungeneren und runderen Verstrebungen.



Auch hier ist die Verarbeitungsqualität gut. Der Rahmen ist stabil konstruiert, der Rotor sowie die Rotorblätter ausreichend fest und flexibel zugleich. Die Verstrebungen, obwohl es eine andere Konstruktion ist, geben ebenso stark nach wie beim WING 12 UVB. Auch hier sollte bei der Demontage des Rotorblattes mit den Fingern zusätzlich stabilisiert werden.
Die vorhin angesprochene Problematik der Hohlräume im Rahmen ist bei diesem Modell natürlich auch vorhanden. In diesem Modell bieten sie den verbauten LEDs platz.


(links WING 12 UVB, rechts WING 12 PL)

Das Anschlusskabel ist auch bei diesem Modell mit ca. 50cm länger als bei der Konkurrenz; bei Noctua beispielsweise sind es nur 39cm, ebenfalls exklusive des Steckers. Eine Ummantelung mit Gewebeschlauch gehört hier ebenso wie eine Fixierung mit Schrumpfschlauch zum Standard.



Der WING 12PL ist zudem mit vier blauen LEDs ausgestattet, die in Kombination mit der Gehäuselackierung einen leichten Reflektions-Effekt hervorrufen. Große Auswahl bei der LED-Farbe gibt es bei GELID bisher nicht. Lediglich die blaue Version gibt es zurzeit käuflich zu erwerben. Ob die WING 12PL Serie noch um weitere Farben ergänzt wird, können wir euch zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.



Anders als der Internetauftritt von GELID verspricht, sind die Lüfter innerhalb der EU nur mit blauen Rotorblättern zu bekommen. Nach schwachen Verkaufszahlen und einer außergerichtlichen Einigung nach einem Rechtsstreit mit der Firma Nanoxia wurden Lüfter mit grünen Rotorblättern vom europäischen Markt genommen und sind nur noch außerhalb der EU erhältlich.

 


Praxistest

Der wohl wichtigste Faktor ist zweifelsohne, dass Lüfter vor allem etwas leisten sollen. Schön zu lesende technische Daten und Features reichen da natürlich nicht aus. Kommen wir somit nun zum wohl interessantesten Teil dieses Reviews. Bei unserem Praxistest achten wir auf die verschiedenen Merkmale und Faktoren.
Lüfter mit Gleitlagertechnologie benötigen eine gewisse Einlaufzeit, damit sich das Gleitmittel optimal verteilen kann. Dies kann erst durch eine ausreichende Temperatur im Betrieb erreicht werden. Daher geben wir den Lüftern eine Einlaufzeit von 30 Minuten. Anschließend werden folgende Punkte an den Lüftern getestet:

Anlaufspannung
Häufig wird dieser Punkt mit einem Herunterregeln der Spannung verwechselt. Für Lüfter, die sich im Betrieb problemlos herunterregeln lassen, ist noch lang nicht bewiesen, dass sie auch bei dieser Spannung aus absolutem Stillstand wieder anlaufen. Gemessen wird hier die minimale Anlaufspannung bei horizontaler sowie vertikaler Lage. Dabei ist es wichtig, dass der Lüfter nicht mehr als zwei Startversuche zum Anlaufen benötigt. Schafft es ein Lüfter nach den genannten zwei Versuchen noch nicht komplett anzulaufen, wird die Spannung erhöht.
Ermittelt wird dieser Wert über ein Schaltnetzteil der Firma Voltcraft, verifiziert mit einem Voltmeter der Firma PeakTech.

Leistung
Gemeint ist hier die Leistung unter 12V, 9V, 7V und 5V sowie die erreichten Drehzahlen. Wichtig ist zudem die Einhaltung der herstellerseitigen Angaben inklusive der Toleranzen. Ermittelt werden diese Werte über das Programm Smart Guardian in der Version 2.03 sowie einem Multimeter der Firma PeakTech.

Lautstärke
Eines der Hauptfaktoren jedes Lüfters. Getestet werden hier die Lautstärken beim Betrieb mit 12V, 7V und 5V. Störende Schleifgeräusche sowie ein Nicht-Anlaufen finden ebenfalls Erwähnung (Geräuschcharakteristik). Zu beachten ist allerdings, dass Lautstärkemessungen prinzipiell auf subjektiver Basis stattfinden und auch dementsprechend als solche bewertet werden.


Als Testsystem dient folgende Zusammenstellung

  • Mainboard: DFI LANPARTY DK 790FXB-M3H5
  • CPU: AMD Phenon II X4 810 (4X 2,6 GHz)
  • RAM: 2x 1024MB Kingston Value DDR3-1066 CL7
  • Grafikkarte: Gainward Bliss 8600GT PCX 256MB
  • Netzteil: Tagan 2-Force II TG700-U33 700W

Zusätzlich nehmen wir die mitgelieferte FC-FX01 Lüftersteuerung des WING 12 UVB genauer unter die Lupe und präsentieren die Ergebnisse, sowie die der Anlaufspannung, Leistung und Lautstärke auf der nächsten Seite.

 


Praxistest: Ergebnisse

Anlaufspannung
Im ersten Teil des Praxistests wird zuerst die minimale Anlaufspannung des Lüfters über ein Schaltnetzteil der Firma Voltcraft ermittelt und über einem Voltmeter der Firma PeakTech verifiziert.
Zur Erinnerung: Als Anlaufspannung wird diejenige Spannung angegeben, die ein Lüfter sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Lage aus dem absoluten Ruhestand heraus für das Anlaufen benötig. Auch sollte das Vorhandensein einer gewissen Serienstreuung inklusive den hervorgerufenen Toleranzen nicht außer Acht gelassen werden. Es ist also durchaus möglich, dass zwei identische Produkte voneinander abweichende Messungsergebnisse erzielen können.
Der WING 12 UVB wird von GELID mit einer Startspannung von 5V beworben. Diese muss auch tunlichst eingehalten werden, da sonst die mitgelieferte Lüftersteuerung mehr oder weniger überflüssig wäre und den Lüfter so bei niedriger Einstellung zum Stehenbleiben zwingt. Der WING 12 PL verfolg mit der PWM-Technolgie einen digitalen Ansatz, weshalb ein manuelles Herunterregeln der Betriebsspannung nicht den Normalfall darstellt, jedoch so problemlos betrieben werden kann. Vollständigkeitshalber wurden auch für diesen Lüfter die minimalen Anlauf- sowie die minimale Betriebsspannung ermittelt und im Folgenden angegeben.

  GELID WING 12 UVB
GELID WING 12 PL
Anlaufspaunng* 4.78 V 3.74 V
Minimale Betriebsspannung** 2.69 V 3.49 V

Wie die Tabelle dem Leser schon aufschlussreich zeigt, wird die versprochene Startspannung von 5V für den WING 12 UVB mit ein wenig Puffer eingehalten. Eine Startspannung von 4.78V ist akzeptabel, ist jedoch durchaus zu überbieten, wie Noiseblocker mit dem BlackSilentFan XK2 im unserem Review gezeigt hat. Der getestete Lüfter brauchte mit 3,72V ca. 1V weniger. Schon weitaus vielversprechender erscheint in diesem Zusammenhang die minimale Betriebsspannung von nur 2.69V. Eine beachtliche Leistung, wenngleich dieser Wert bei einem Einsatz in Kombination mit der Lüftersteuerung nicht einmal im Ansatz erreicht wird.
Durch unsere Messungen an der Lüftersteuerung können wir die Einhaltung der Spezifikation bestätigen. Dem Anwender wird ein Regelbereich von 5,01V bis 11,98V (800 - 1499 U/min) zur Verfügung stellt.
Der WING 12 PL hinterlässt bei der Anlaufspannung einen besseren Eindruck. Gerade einmal 3.74V waren notwendig, um den Lüfter dauerhaft in Bewegen zu setzen. Leider ließ sich die Spannung nicht wesentlich weiter herunter regeln, so dass der Lüfter schon bei 3,49V seinen Betrieb wieder eingestellt hat.


Leistung/Lautstärke

Im weiteren Testverlauf wurden die Leistungswerte im Bereich von 5-12V sowie bei der individuellen Start- und der minimalen Betriebsspannung ermittelt. Ein subjektiver Eindruck der Lautheit sowie vermeidliche Störgeräusche finden ebenfalls Erwähnung.

Modell Spannung Umdrehungen Subjektiver Eindruck Lager-/Laufgeräusche, Bemerkung
GELID WING 12 UVB 12 V 1514 U/min deutlich hörbar hörbares Luftrauschen, guter Durchsatz & statischen Druck
GELID WING 12 PL 12 V 1779 U/min sehr laut lautes Luftrauschen, sehr hoher Durchsatz & statischen Druck
GELID WING 12 UVB 9 V 1242 U/min wahrnehmbar Luftrauschen
GELID WING 12 PL 9 V 1413 U/min hörbar Luftrauschen, guter Durchsatz
GELID WING 12 UVB 7 V 1032 U/min sehr leise -
GELID WING 12 PL 7 V 988 U/min sehr leise -
GELID WING 12 UVB 5 V 788 U/min unhörbar  
GELID WING 12 PL 5 V 555 U/min unhörbar -
GELID WING 12 UVB 4,78 V* 768 U/min unhörbar -
GELID WING 12 PL 3.74 V* 296 U/min unhörbar -
GELID WING 12 UVB 2.69 V** 484 U/min unhörbar -
GELID WING 12 PL 3.49 V** - - Keine Messung möglich

Wer Leisetreter erwartet hat, wird wohl leider etwas enttäuscht sein. Zwar bleiben die Lüfter im unteren Volt-Bereich sehr laufruhig, wenn es aber ums Eingemachte geht, machen sie auf sich "aufmerksam". Dass Spitzenlasten unmöglich leise zu bewältigen sind, wissen wir alle, denn wo gehobelt wird da fallen eben auch Späne.
Beide Produkte kratzen bis 7V gerade mal an die 1.000er Grenze des Drehzahlbereiches. Darüber hinaus wird es hör- und spürbar. Unter 9V entsteht beim WING 12 UVB ein leichtes Luftrauschen, was den Lüfter wahrnehmbar macht. Bei 12V schafft der Lüfter mit 1514 Umdrehungen seine Höchstleistung und wird durch zunehmendes Luftrauschen deutlich hörbar, zeichnet sich aber zugleich durch guten Durchsatz und einem guten statischen Druck aus.
Extremer ist da der WING 12 PL. Bei 9V erreicht er so etwa den Leistungsbereich des WING 12 UVB und wird durch ein Luftrauschen hörbar, zeichnet sich aber schon durch einen guten Durchsatz aus. Wird die Spannung nochmals um 3V erhöht, erreicht der Lüfter mit 1779 Umdrehungen die absolute Grenze des Zumutbaren. Vorhanden ist zwar ein sehr hoher Durchsatz, was unter anderem auch zu einem sehr hohen statischen Druck führt, mit "hörbar" hat das allerdings nichts mehr zu tun, was ihm zwar ideal für den Einsatz als CPU-Kühler gerade in entscheidenden Situationen, aber zugleich auch sehr laut macht. Störende Lagergeräusche konnten wir jedoch bei beiden Produkten nicht feststellen.

 


Fazit

Ziehen wir nunmehr einen Schlussstrich unter diesen Artikel und fassen nochmal kurz unseren Eindruck der beiden Lüfter aus dem Hause GELID Solutions zusammen.
Der Lieferumfang ist als gut zu bewerten. Die mitgelieferte Lüftersteuerung im Wert von ca. 2-5€ macht den WING 12 UVB recht preisgünstig. Montageschrauben sowie Anti-Vibration-Bolts gehören zur Standardausrüstung. Adapter werden jedoch bei beiden Lüftern vermisst. Mit dem detachable Impeller findet ein sehr nützliches Feature Einzug in beide Produkte.
Die Verarbeitungsqualität ist für beide Lüfter in Ordnung. Die Verstrebungen hätten in Kombination mit dem eben erwähnten Feature ruhig etwas stabiler konstruiert werden können, bruchgefährdet sind sie aber nicht.
Das Design ist reine Geschmackssache, nicht jeder ist für Hochglanzprodukte zu begeistern. Falls es aber gewünscht ist oder einfach nichts ausmacht, muss man sich wie üblich auf einen Fingerabdruck-Magnet einstellen. Eindeutig klar ist die Tatsache, dass Silent-Enthusiasten mit diesen Produkten eher wenig anfangen können. Diese Lüfter stammen nicht aus einer Silent-Produktserie, also müssen sie diese Eigenschaften auch nicht zwangsläufig erfüllen. Hier spielen Leistungswerte die entscheidenden Faktoren und diese konnten Sie in unserer Redaktion auch mit Bravour unter Beweis stellen.
Nun, für wen kann der Lüfter empfohlen werden? Ganz klar für Anwender, die auf Knopfdruck hohe Fördervolumina und statischen Drücke benötigen. Spiele-PCs beispielsweise können mit der entsprechenden Hardware sehr hohe Temperaturen erreichen, dessen Abwärme auf jeden Fall irgendwie abgeführt werden muss. Auch in Umgebungen, bei denen Lautstärke nicht der entscheidende Faktor ist, können die Lüfter problemlos eingesetzt werden. Empfehlen können wir beide Lüfter sowohl im Einsatz als Gehäuse-  wie auch als CPU-Lüfter.

Ganz klar: In Normalsituationen bleiben die beiden Lüfter sehr laufruhig, wenn es aber Arbeit gibt, muss schon einmal ein Ohr "zugedrückt" werden.

Preislich bewegt sich der GELID WING 12 UVB zwischen 9-20€, der GELID WING 12 PL ist für etwa 20€ zu haben. Damit platzieren sich die beiden Produkte zwischen denen von Coolink und Noiseblocker.
Anzumerken ist jedoch die Verfügbarkeit, die bei dem WING 12 PL eher als schlecht zu bezeichnen ist, der WING 12 UVB ist dagegen bei einigen Händlern verfügbar.

Aufgrund der gezeigten Leistungen und des guten Lieferumfangs zeichnen wir beide Lüfter mit unserem Gold-Award aus.


GELID WING 12 UVB
alt

 

GELID WING 12 PL
alt

 

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.