Wärmeleitpasten - Short Report

Erstellt am: 23.09.2010 um 11:45 Uhr von Oliver Opel.

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Zu einer guten Kühlung gehört eine gute Wärmeleitpaste. Bei einigen Anwendungen wie beispielsweise bei Wasserkühlungen kann die richtige Wärmeleitpaste den Ausschlag über die entscheidenden letzten zwei Grad geben. Aber auch bei Luftkühlung ist eine gute Wärmeleitpaste von Vorteil, gerade wenn übertaktet wird oder das System besonders leise laufen soll. Wir haben uns vier aktuelle Pasten von GELID, Noctua und Coolink angesehen und diese miteinander sowie mit dem Klassiker Arctic Silver 5 in unserem ersten „Short Report“ verglichen.

Bei unserer neuen Artikelreihe „Short Report“ berichten wir über neue Produkte, wobei wir uns bei der Berichterstattung auf die wesentlichen und entscheidenden Faktoren beschränken. Faktoren wie der Lieferumfang, die Verarbeitung und äußere Charakteristika finden im Short Report in verkürzter Form Berücksichtigung. Die für die Bewertung relevanten Punkte werden im Praxistest gezielt untersucht und im Fazit kompakt zusammengefasst. So bekommt ihr im Short Report alle relevanten Informationen als Kaufentscheidungshilfe auf den Punkt gebracht.

Kandidaten im Überblick:

Produkt Packungsgröße Besonderheiten Preis*
Coolink Chilleramic 10g Keramikpaste 6,40 - 9,00€
Gelid GC-2 7g Verteilhilfe 3,90 - 7,00€
Gelid GC Extreme 3,5g Verteilhilfe 6,40 - 12,00€
Noctua NT-H1 3,5g - 5,80 - 9,90€

* Stand: September 2010

 


Testsetup

Zum Einsatz kam unser AM3-Testsystem mit dem Phenom II x4 955, der es auf eine TDP (Thermal Design Power) von immerhin 140W bringt. Als Kühler verwendeten wir den aktuellen Gelid Tranquillo, den wir ebenfalls hier getestet haben.

Verwendete Hardware:

  • DFI LANParty DK 790FXB-M3H5
  • AMD Phenom II x4 955 BE
  • 2x 1GB Crucial Value DDR3-1066 Cl 7
  • BeQuiet StraightPower 700W

 

Verwendete Software:

  • ITE SmartGuardian v2.03
  • Coretemp 0.99.6
  • LinX x64 v0.6.4

 

Getestet wurde bei Standardeinstellungen, d.h. 3,2 GHz Coretakt, 1,4V Corespannung, 2 GHz CPU-Northbridgetakt und 1,15V CPU-Northbridgespannung. Der integrierte Heatspreader der CPU wurde von uns geschliffen, um eine möglichst plane Oberfläche zu erreichen. Normalerweise sind die Oberflächen der integrierten Heatspreader (IHS) nicht plan und können die Messwerte beeinflussen, da die CPU's verschieden stark verformte Heatspreader besitzen und daher keine Vergleichbarkeit mehr gegeben wäre. Dieser Faktor wird mit einem geschliffenen IHS eliminiert.

Die Wärmeleitpaste wurde als kleine Portion, etwa erbsengroß, mittig auf den Heatspreader gegeben und durch den Anpressdruck des Kühlers verteilt, wodurch Lufteinschlüsse vermieden und eine gewisse Reproduzierbarkeit beim Auftragen der Wärmeleitpaste sichergestellt wurde.

Die gleichmäßige Verteilung der Wärmeleitpaste wurde während der Tests mehrfach kontrolliert. Die Bilder zeigen die Verteilung der Gelid GC-2.

Der Lüfter wurde zur besseren Kontrolle der anliegenden Spannung für die Tests an einen analogen Lüfteranschluss (also nicht an den CPU-Kühler-PWM-Anschluss) angeschlossen, an dem wir die anliegende Spannung manuell über die DFI-eigene Software SmartGuardian regeln konnten. Die Spannung wurde mit einem Voltcraft-Multimeter überprüft.

Die Tests wurden nach folgendem Muster durchgeführt: Zunächst wurde die Lüfterspannung auf den gewünschten Wert fest eingestellt und nachgemessen. Dann wurde die maximale Temperatur im Idle-Betrieb über eine Stunde mittels der min/max-Funktion von Coretemp ermittelt. Dabei sollen gerade auch auftretende Temperaturspitzen durch Windows-Aktivitäten mit erfasst werden, denn diese soll der Kühler im idle-Betrieb ja zuverlässig abführen und gering halten. Cool 'n Quiet war für die Idle-Tests abgeschaltet, so dass der Prozessor mit vollem Takt und Spannung lief.

Die Last-Temperatur wurde als die Maximal-Temperatur eines LinX-Durchlaufs (max RAM Usage, 20 Durchläufe, 4 Cores) ermittelt.

 


Ergebnisse

Den Ergebnissen vorausgeschickt sei, dass wir einige Pasten hatten, die der etwas in die Jahre gekommenen Arctic Silver AS 5 gut Paroli bieten konnten, mit einem wesentlichen Anwendungsvorteil: Die getesteten Pasten ließen sich allesamt besser auftragen als die vergleichweise zähe AS 5 und waren auch weniger abhängig von einer besonders dünnen Schichtdicke, von der die AS 5 stark profitiert. Zum Vergleich wurde der Boxed-Lüfter mit einer Standard-Paste mit angegeben.

Weiterhin interessant zu erwähnen ist der Umstand, dass einige Pasten im Idle im Verhältnis besser abschnitten als im Last-Test. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Wärmeleitfähigkeit bei hohem Wärmestrom, d.h. insbesondere im 12V Last-Test, besonders ausschlaggebend ist. Im Idle-Test können andere Faktoren wie gleichmäßige Auftragung und/oder geringe Veränderungen der Lüftergeschwindigkeit einen relatv größeren Einfluß aufweisen.

Nun jedoch zu den Ergebnissen, zunächst im Idle:

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Wie man sieht, rangiert die Arctic Silver AS 5 recht weit hinten. Die Gelid GC Extreme-Paste führt mit ca. 1 K Abstand vor der Coolink Chillaramic, einer Silikon-Paste mit feinen Keramikpartikeln, wie sie vor allem für Sub-Zero-Anwendungen gerne genommen wird. Bekannt ist von diesen Pasten auch, dass sie sich sehr gut verteilen lassen und kleinste Zwischenräume durch die Keramikpartikel ausfüllen. Die Noctua NT-H1 kann im Idle nicht ganz mithalten und befindet sich auf dem dritten Platz, gefolgt von der Gelid GC-2, die auch dem Tranquillo-Kühler standardmäßig beiliegt.

Wie bereits angesprochen, ändert sich die Reihenfolge unter Last etwas:

Wie bereits im Idle-Test führt die Gelid Extreme das Testfeld an, nun aber gefolgt von der Noctua NT-H1, die sich insbesondere bei 12V von der Chillaramic absetzen kann. Dies dürfte wie bereits angesprochen an der besseren Wärmeleitfähigkeit der Metallpaste gegenüber der Keramikpaste liegen, während im Idle und bei 7V noch die feineren Keramikpartikel ihren Vorteil ausspielen können. Die Arctic Silver AS 5 und die Gelid GC-2 teilen sich gewissermaßen den vierten Platz, wobei die Gelid bei 12V vor, bei 7V jedoch recht weit hinter der AS 5 liegt. Außer Konkurrenz lief der Boxed-Lüfter mit Std.-Wärmeleitpaste, der ganze 12 K höhere Temperaturen als die Gelid GC-2 im Gespann mit dem Tranquillo-Lüfter bei 12V aufweist und bei 7V nicht ausreichend war, um den Prozessor unter 70°C zu halten (in den Grafiken ist die Differenztemperatur Coretemp-Umgebungstemperatur dargestellt).

 


Bewertung und Fazit:

Für die Leistungsbewertung wurden zunächst die Last-Werte zugrundegelegt. Obwohl die Wärmeleitfähigkeiten der Pasten bei 12V Lüfterspannung den größten Einfluß besitzen, halten wir die bei 7V erzielten Ergebnisse für relevanter, eben im Sinne einer zeitgemäß leisen und trotzdem kräftigen Kühlung.


Gelid GC-2:

Die Gelid GC-2 lässt sich sehr gut auftragen und weist letztlich eine bessere Wärmeleitfähigkeit und insgesamt bessere Praxistauglichkeit auf als die Arctic Silver 5, belegt in unserem Test leistungsmäßig aber dennoch den letzten Platz. Zwar kann sie unter 12V die AS 5 in die Schranken verweisen, was sie letztlich als durchaus anwendungstauglich - insbesondere aufgrund des geringen Preises und der Verteilhilfe als Beigabe - qualifiziert. Unter 7V muss sie der AS 5 allerdings den Etappensieg lassen.

Letztlich handelt es sich jedoch um eine dennoch gut zu verwendende Paste zu einem guten Preis, die ihr schlechtes Abschneiden eher der sehr hochwertigen Konkurrenz verdankt als der eigenen Schwäche. Für Sparfüchse ist das günstigste Angebot in der Preissuchmaschine Geizhals von knapp über 3 € sicher ein Argument. Mit der ehemaligen Referenz Arctic Silver AS 5 vergleichbaren Performance handelt es sich alles in allem um eine professionelle Wärmeleitpaste, bei der man mit 7g sicher für einige Zeit sehr gut gerüstet ist. Sie eignet sich demnach für Vielbastler ebenso wie für den preisbewussten Anwender, und verdient sich unseren Best Price Award.

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Coolink Chillaramic:

Eine besondere Stellung in unserem Test-Setup nimmt die Coolink Chillaramic als einzige Keramikpaste ein. Keramikpasten zeichnen sich durch gute Verarbeitbarkeit und kleinste Partikel aus, die in die feinsten Unebenheiten der Heatspreader- und Kühlerbodenoberflächen eindringen können. Weiterhin leiten sie keinen elektrischen Strom, wobei das auch bei heutigen Metalloxidpasten in der Regel nicht mehr der Fall ist. Dafür liegen sie in der Wärmeleitfähigkeit etwas zurück, wodurch sie sich am besten für Silent-Systeme eignen, zu sehen in unserem Idle-Test, wo die Chillaramic den zweitbesten Platz hinter der Gelid GC Extreme belegt, und das zu einem deutlich günstigeren Preis. Mit einer Packungsgröße von 10g hat man es mit einer fast schon lebenslangen Portion Wärmeleitpaste zu tun, zu einem Preis bei knapp 6-9 €. Die Paste ist damit nicht ganz so günstig wie die Gelid GC-2, hat jedoch ihre ganz eigenen Qualitäten. Beispielsweise nutzen viele Overclocker Keramikpasten für Sub-Zero Anwendungen, da die Silikonmatrix Minusgrade verträgt, ohne ihre Geschmeidigkeit zu verlieren. In gewisser Weise handelt es sich bei dieser Paste um einen Geheimtipp, der eigenlich einen Preis-Leistungs-Award verdient hätte.

Stattdessen vergeben wir jedoch wegen des guten Gesamtpakets, das diese Paste bietet, den Silber Award.

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Noctua NT-H1:

Noch ein wenig kräftiger als die Coolink Chillaramic leitet die Noctua NT-H1 die Wärme unseres Testprozessors in den Kühler und verdient sich damit den zweiten Platz in Leistungshinsicht. Das allerdings zu einem Preis, der nur knapp unter dem des Testsiegers einzuordnen ist. Die Noctua qualifiziert sich damit als sehr gute Paste, eine Kaufempfehlung können wir jedoch nur bedingt aussprechen.

Wem Leistung wichtiger ist, der sollte eher zur Gelid GC Extreme greifen, wer auf Preis-Leistung aus ist, dem sei die Gelid GC-2 oder die Coolink Chillerama ans Herz gelegt. Die Noctua NT-H1 ist damit nur etwas für leistungsbewusste Käufer, die keine Keramikpasten verwenden möchten und denen die Gelid GC Extreme entweder zu schrill daher kommt oder dann doch den entscheidenden Euro für die letztlich nur geringfügig bessere Leistung zu teuer ist. Aufgrund der dennoch sehr guten Performance vergeben wir unseren Bronze Award.

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Gelid GC Extreme:

Mit Abstand die beste Leistung zeigte bei unserem Test die Gelid GC Extreme. In allen Szenarien lag die Gelid teilweise deutlich vor den Mitstreitern. Zwar ist die Gelid Extreme mit 6,40-12 € je 3,5g auch die teuerste der getesteten Pasten, kann aber sowohl bei der Leistung, als auch bei der Konsistenz der Paste und der Verarbeitbarkeit punkten. Dazu trägt auch der beigelegte Spatel für ein gleichmäßiges Auftragen bei.

Aufgrund dieser hervorragenden Eigenschaften eignet sich die Gelid GC Extreme für alle, denen es auf das letzte Quäntchen Leistung genauso ankommt wie auf problemloses und professionelles Handling. Der etwas höhere Preis ist zu verschmerzen, da der Spritzeninhalt dennoch für einige Anwendungen, im Normalfall wahrscheinlich für mehrere Jahre ausreichend ist. Aber auch Bencher und Übertakter mit hohem Verbrauch dürften zu dieser Paste greifen, da die Kosten für eine Wärmeleitpaste gegenüber den bei solchen Anwendungen sowieso hohen Hardwarekosten mit Sicherheit zu vernachlässigen sind. Wir können der Gelid GC Extreme daher unseren Gold Award verleihen.

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