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PC Building Simulator - Fazit

Erstellt am: 18.10.2018 um 19:00 Uhr von Thomas Radigk.

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Fazit

Das Fazit zu einem Early Access Titel fällt schwer und muss differenziert betrachtet werden. Denn in erster Linie haben wir einen Entwicklungsstand des Spiels untersucht, der vom Hersteller noch nicht als "abgeschlossen", also auch noch nicht "repräsentativ" bezeichnet wird. Eine Bewertung von Umfang und Umsetzung kann sich also mit zunehmendem Entwicklungsgrad des Spiels noch ändern und ganz klar verbessern. In diesem Artikel haben zwei Autoren das Spiel simultan getestet und geben an dieser Stelle ihren persönlichen Eindruck wieder.

Fazit Thomas:

Als ich durch Meldungen im Internet vom "PC Building Simulator" gehört habe, war das Interesse aufgrund meiner Erfahrung im PC-Hardware-Bereich gering bis nicht vorhanden. Als ich aber das Angebot bekam, mir diesen Early-Access-Titel näher anzusehen, bestand zumindest das Interesse zu hinterfragen, was mit dem Titel bezweckt wird und was derjenige bekommt, der sich ernsthaft dafür interessiert. Obwohl meine Spiele-Sammlung ihren Schwerpunkt bei Triple-A Titeln hat, ist mir dennoch bekannt, was bei Indie-Game oder Early-Access zu erwarten ist, da ich unter anderem an Factorio großen Gefallen gefunden habe. An diesem Spiel wird sehr deutlich, dass nicht nur eine bombastische Grafik die Motivation zum Spielen vergrößert, sondern vor allem ein kreatives Spielsystem mit neuen, interessanten Mechaniken. Der PC Building Simulator macht genau das: Etwas Neues angehen, wovon bisher niemand gedacht hätte, dass es sich lohnen könnte, so etwas umzusetzen. Dennoch sehe ich die Vorteile und finde die Idee sehr innovativ. Da ich seit meinem 16. Lebensjahr die Entwicklung von Computerhardware verfolge, fallen mir natürlich auch Dinge auf, die besser umgesetzt werden können und mir für ein attraktives Produkt fehlen. Da heute die Produktvielfalt vor allem durch optische Unterschiede gegeben ist, war es vor einigen Jahren schwieriger sicherzustellen, dass alle Komponenten so reibungslos miteinander funktionieren, wie man es heute kennt. Dies führte mehr oder weniger zwangsweise dazu, dass man sich mit den Bestandteilen auseinandersetzen musste, um Hintergründe zu verstehen. Was ist ein Chipsatz, was kann ich von einem hohen Ramtakt erwarten und welche Komponente macht Probleme, wenn ich einen Bluescreen sehe? Das Verständnis dafür ist in einem "Aufbau"-Spiel sicherlich optional, aber kann auch hilfreich sein. Wenn man also den PC Building Simulator als Werbeplattform benutzen möchte, sollte die Hardware auch in mehr Details dargestellt werden, als das der Fokus auf die enthaltene Beleuchtung gesetzt wird. Der potenzielle Nutzer wird meiner Meinung nach auch eher Grafikhardware besitzen, die Schwierigkeiten haben wird, die geforderten Details mit einer angenehmen Bildrate darzustellen, womit meine Anforderung zum zweischneidigen Schwert wird. Ich bin daher gespannt darauf, wie die Entwickler unterschiedliche Detailgrade der Hardware umsetzen und ob auf der niedrigsten Stufe mit kleiner Auflösung zumindest derjenige Kunde Geschmack am Kauf der Hardware findet, der diese "simuliert" vor sich stehen sieht, während er am preiswerten Laptop eines Lebensmittelhändlers sitzt.

Der Karriere-Modus lässt zumindest einen Hauch Fortschritt erahnen und kann dadurch eine gewisse Langzeitmotivation bilden, da ohne zuvor das freie Spiel gespielt zu haben, nicht bekannt ist, welche Hardware man durch die nächste Stufe freischalten kann. Allerdings sind die Aufgaben zu repetitiv und beschränken sich auf Hardware-Upgrades und das Beseitigen von Viren. In meinem Bekanntenkreis und bei mir selbst habe ich viel Zeit für die Diagnose von Problemen aufgewendet, worauf in der aktuellen Fassung des Simulators nur am Rande eingegangen wird. Außerdem sollte die Lokalisierung, die meistens erstaunlich gut und umfänglich ist, geprüft werden. Ich habe nichts davon, wenn Textteile durch andere grafische Elemente verdeckt werden oder ich deutlich sehen kann, dass der Text nicht in das Element des Spiels reinpasst, weil z.B. der Knopf nur breit genug für das englische Wort ist.

Insgesamt finde ich es lobenswert, dass der PC Building Simulator einen ganz neuen Ansatz für ein Spiel gefunden hat, halte ihn jedoch derzeit für erfahrene Anwender für unattraktiv. Demjenigen, der gerne selber mal einen PC aufbauen möchte, sich aber bisher nicht getraut hat, wird mit diesem Spiel jedoch eine tolle Möglichkeit geboten sich die gewünschte Hardware anzusehen, einzubauen und etwas darüber zu lernen - wenn auch nur rudimentär.

Fazit Marco:

Simulatoren blicken auf eine langjährige Tradition zurück. Sportsimulationen wie Fifa gehören jedes Jahr zu den verkaufsstärksten Titeln. Der anfänglich belächelte Landwirtschafts-Simulator hat sich zum echten Verkaufsschlager entwickelt und besitzt eine große Fangemeinde. Billigst produzierte Spiele wie Polizei-, Feuerwehr- oder Bus-Simulatoren sorgen in Tests, auf Twitch oder Youtube regelmäßig für viele Lacher.

Der PC Building Simulator fällt ebenfalls in dieses Genre, bietet aber weit mehr als das bloße abarbeiten von Arbeitsaufträgen. Das Spiel ist gerade für Anfänger sehr lehrreich, es fordert und fördert das ökonomisch-wirtschaftliche Denken und stellt sogar euer moralisches Handeln auf die Probe. Das pädagogisch-didaktisches Konzept hinter dem Spiel sorgt für ein spielerisches Heranführen an die Materie des PCs, weshalb sich das Spiel zu teilen auch als Lernspiel eignen würde. Die Steuerung ist recht einfach, die Basics schnell erlernt. Der freie Modus bietet genug Möglichkeiten sich auszuleben und eigene Systeme von Grund auf aufzubauen. Ein großer Pluspunkt ist sicherlich die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl großer und kleiner Hersteller, sodass real existierende Produkte digital abgebildet werden können. Dass sich die Hersteller einer Art Kundenbindung erhoffen, sei an dieser Stelle zweitrangig. Für die Detailtreue der Komponenten sammelt der PC Building Simulator eindeutig Pluspunkte. Die Beleuchtung der Lüfter, Mainboards und Gehäuse ist denen der realen Vorbilder entnommen und selbst der Statuscode des BIOS kann von manchen Mainboards im laufenden Betrieb abgelesen werden.

Wie wohl die meisten Leser, so verfüge auch ich über langjährige Erfahrungen bei der Suche und Behebung von Hardware- oder Softwarefehler, die ohne weiteres ganze Nächte in Anspruch nehmen konnten. Da das Spiel von sich behauptet, sowohl Enthusiasten wie mich, als auch Anfänger zu adressieren, sollte es auch genau dieses Versprechen halten. Möglich ist dies nur im Karrieremodus, doch hier offenbart das Spiel die größten Schwächen. Die Aufträge sind viel zu linear und liefern die Lösung oftmals gleich mit, wodurch das Experimentieren und Analysieren entfällt und die Abarbeitung zum reinen "Doing" verkommt. Viele Kniffe, die im realen Umfeld sehr hilfreich sein können, werden im Spiel nicht umgesetzt. Auch Akustik spielt keine Rolle. Somit können typische Fehlerszenarien, wie ausgeschlagene Lager von Lüftern oder ein Defekt der Schreib-Lese-Köpfe einer mechanischen Festplatte nicht abgedeckt werden. Glücklicherweise lassen sich mit fortschreitender Spielzeit die repetitiven Elemente, wie das Lösen und Festziehen von Schrauben, automatisieren. Denn ab einer gewissen Stelle ist es wichtiger, ein Gefühl für die Materie zu bekommen, Abläufe zu verinnerlichen und Wissen aufzubauen, statt die Hälfte der Spielzeit mit dem Schraubendreher in der Hand zu verbringen. Für Anfänger ist es dagegen sehr mühsam Informationen zu den einzelnen Produkten zu erhalten, deren Unterschiede zu erlernen und schlussendlich die richtigen Komponenten auszuwählen. Auf die Leistungsklassen von Netzteilen wird ebenso wenig eingegangen wie auf die Unterschiede zwischen den Systemen von Intel und AMD. Die Auswirkungen einzelner Komponenten wie CPUs und GPUs auf den Energieverbrauch oder die Leistung des Systems lassen sich so nicht erlernen. Selbst auf so vermeintlich einfache Fragestellungen, ob nun eine HDD oder SSD verbaut werden soll und wo die jeweiligen Vorteile liegen, geht das Spiel nicht ein. Dafür lernt der Spieler jedoch rudimentär den Umgang mit Tools und dem BIOS kennen.

Die Integration in das Steam Universum ist meiner Meinung nach noch nicht abgeschlossen und ausbaufähig. Mit einen der letzten Updates sind Sammelkarten hinzugefügt worden. Viel interessanter und vor allem motivierender wären Achievements für das abschließen des Tutorials, das Erreichen bestimmter Level im Karrieremodus oder beispielsweise mit einem festgelegten Budget ein System zu erstellen, dass einen bestimmten 3DMark-Score erreicht. Den sonst wöchentlichen Update-Turnus haben die Entwickler in den letzten Wochen etwas vernachlässigt. Dass das Spiel mit seinen Updates steht und fällt steht außer Frage. Einmal mehr kommt es auf die Entwickler an und wie zügig neue CPUs, GPUs, Gehäuse und Mainboards den Weg in das Spiel finden. Bleibt zu hoffen, dass der Early-Access-Status verlassen werden kann, bevor das Interesse an dem Spiel verloren geht. Für ein Spiel mit ebendiesem Status hat das Spiel schon viel zu bieten. Der Preis von 19,99 € liegt zwar im oberen Drittel, geht für den gelieferten Umfang in Ordnung.

Ausblick

In der Zeit zwischen Juli und Oktober 2018 gab es in unregelmäßigen Abständen, aber dafür häufig Updates, die nicht nur neue Hardware zum Einsetzen in den Traum-PC beinhalteten. Im Produktbeschreibungstext auf Steam zum Spiel spricht der Hersteller von einer Early-Access Phase von 2-3 Monaten, die jedoch seit einiger Zeit überschritten sind (das Spiel wurde Ende März auf Steam als Early-Access Version verfügbar gemacht). Geplant ist bereits eine Überholung des Karriere-Modus, der nahezu komplett von dem abweichen kann, wovon wir hier berichtet haben. Auch beabsichtigen die Entwickler ein Stück weit ältere Hardware einzubauen. Darüber hinaus verfolgen die Entwickler das Ziel mit der Community zusammen zu arbeiten, um den Spielumfang an den Wünschen vieler Bastler und Tüftler auszurichten:

Die Konstruktion von PCs in der echten Welt ist für so viele Menschen eine Leidenschaft, dass wir es kaum erwarten können, von unseren Spielern zu erfahren, auf welche Funktionen wir unser besonderes Augenmerk richten sollen, um zu gewährleisten, dass PC Building Simulator so genau (aber auch so unterhaltsam) wie möglich ausfällt.
Für uns als kleines Team mit einer komplexen Simulation ist es wichtig, unsere Community einzubeziehen, damit wir optimale Entscheidungen in Hinblick auf die weitere Entwicklung des Spiels treffen können.

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